Vom Nadelöhr zur Raserpiste ?

Analyse: An Bahnstraße und Kurfürstenstraße regt sich Widerstand gegen Planungen der Stadt.

St. Hubert/Kempen. "Es gibt nur zwei Beschwerden. Darum kümmern wir uns jetzt", betont Bürgermeister Karl Hensel (Foto) mit Blick auf die Bahnstraße in St. Hubert. Diese Hauptverkehrs-Ader hatte die Stadt vor einigen Wochen auf Druck der Krefelder Verkehrsbetriebe SWK neu sortiert. Hintergrund: Die Busse mussten in der Vergangenheit zickzack um parkende Autos fahren, kamen bei höherem Verkehrs- und Park-Aufkommen kaum durch. Als der Kollaps drohte, stellte die SWK die Stadt vor die Alternative: Entweder die Linie wird umgeleitet, oder es passiert endlich etwas. Da es sich bei der Bahnstraße um eine wichtige Verbindung insbesondere für Schülerströme zwischen Kempen und St. Hubert handelt, war die Stadt gefordert.

Die Stadt begradigte vor allem den 400 Meter langen Abschnitt zwischen Haus Nr. 10 und 26. Will sagen: Geparkt werden darf ortseinwärts ausschließlich rechts, so dass für größere Fahrzeuge kein Hindernis-Parcours mehr entsteht. Das war Ende Juli.

In den nächsten Tagen regte sich prompt Widerstand von einigen Anwohnern. "Jetzt haben die Raser hier erst recht freie Fahrt - 24 Stunden am Tag", sagte sich Karl-Heinz Josten. In St. Hubert herrsche ohnehin Tempo-30-Regelung, das sei nun durch die neue Regelung vollends zur Farce geworden.

"Anfangs gibt es immer Gegenstimmen, wenn wir im Verkehr etwas ändern", rät Bürgermeister Karl Hensel zur Ruhe. Und schließt sich dem SPD-Vorschlag an, demnächst zu dem Thema eine Bürger-Versammlung anzuberaumen. "Allerdings erst in einigen Monaten, wenn die ersten Erfahrungsberichte vorliegen."

Bereits jetzt bereite der Stadt allerdings der Einspruch der Bäckerei Rhiem Kopfzerbrechen. "Dort wird mit Recht darauf verwiesen, dass die Parkplätze auf der anderen Straßenseite andauernd zugestellt sind", so Hensel. Hier müsse bereits jetzt eine Lösung her, um diesen Betrieb nicht zu gefährden.

Hensel verweist auf ein grundsätzliches Problem: "Die Bahnstraße ist für alle St. Huberter da, da muss sich vielleicht der eine oder andere Anwohner höherrangigen Interessen unterordnen."

Ein anderer Fall in Kempen mache dies deutlich: Als aus dem Rathaus vor einigen Wochen die Botschaft kam, dass die Kurfürstenstraße zurückgebaut und aufgewertet werde, kam von einzelnen Anwohnern Protest, die sich an Details in der Planung stießen. Auch dort verweist Hensel auf höhere städtebauliche Interessen: Die Kurfürstenstraße sei als prominent gelegenes Bindeglied zwischen Burgpark/Altstadt und Bahnhof/Kleinbahnstraße eine wichtige Achse, die es - ähnlich wie vor Jahren die parallel verlaufende Thomasstraße - aufzuwerten gelte.