Bürgermeisterwahl 2015 Schlagabtausch der Kandidaten
Kolpingsfamilien und die WZ präsentierten die drei Anwärter für das Grefrather Bügermeisteramt.
Grefrath. In knapp einer Woche wird in Grefrath der Bürgermeister gewählt. Die Kolpingsfamilien Grefrath und Oedt und die WZ hatten die drei Kandidaten, Amtsinhaber Manfred Lommetz (parteilos), Kirsten Peters (CDU) und Volkmar Josten (parteilos), daher zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Christian Kappenhagen von der Kolpingsfamilie Grefrath und WZ-Redakteur Tobias Klingen begrüßten am Freitag dazu rund 150 Bürger im Cyriakushaus.
Laut IHK gab es in Grefrath zwischen 2008 und 2014 einen Rückgang der Arbeitsplätze um 15 Prozent. Was kann die Gemeinde dagegen tun? Manfred Lommetz sieht die Gemeinde auf einem guten Weg, es gehe leicht bergauf. Zurzeit seien Neuansiedlungen und Vergrößerungen von Betrieben im Gange, die neue Arbeitsplätze brächten. Lommetz ist optimistisch, dass in den nächsten fünf Jahren 400 bis 500 neue Jobs geschaffen werden. Kirsten Peters kritisierte, dass die Schaffung von neuen Gewerbeflächen viel zu lange gedauert habe. Sie möchte als Bürgermeisterin zudem mehr Serviceorientierung in der Verwaltung. Auch den Breitbandinternetausbau will sie vorantreiben. Volkmar Josten sieht ein großes Potenzial in der Nutzung von Industriebrachen und betonte, dass neue Gewerbeflächen gebraucht werden. Auch er hält einen Kümmerer für die Wirtschaft in der Verwaltung für wichtig.
Ein Wirtschaftsförderer in der Verwaltung werde auch für den Einzelhandel gebraucht, betonte Peters. Die Politik könne nur günstige Rahmenbedingungen für den Einzelhandel schaffen. Dazu zählt für sie, dass sie die Einbahnstraßenregelung für die Dunkerhofstraße ablehnt. Für Josten ist es wichtig, die Aufenthaltsqualität in den Ortskernen zu steigern. Er lobte Initiativen wie die der Perspektiven für Oedt. Die verschiedenen Belange von Einzelhandel und Bürgern unter einen Hut zu bringen, sei eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Lommetz sieht Grefrath beim Einkaufen für den täglichen Bedarf gut aufgestellt. Es gebe in Grefrath kaum Leerstände. Es wäre aber seiner Meinung nach gut, wenn sich die Einzelhändler wieder zu einem Werbering zusammenschließen würden. Dazu gebe es bereits Initiativen. In Oedt sehe es dagegen dramatischer aus. Dort müsse die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, unter anderem durch die Neugestaltung des Markplatzes.
In diesem Zusammenhang kritisierte eine Zuhörerin die mangelnde Barrierefreiheit in Oedt. Darauf müsse man achten und Barrierefreiheit umsetzen, wenn Baumaßnahmen anstünden, betonte Peters mit Blick auf die Finanzlage der Gemeinde. Josten sieht dagegen dringenden Handlungsbedarf, zum Beispiel in Sachen Bordsteinabsenkungen in Oedt. Er plädierte für eine Ortsbegehung und eine to-do-Liste, die man dann nach und nach abarbeiten müsse. „Eine to-do-Liste nutzt wenig, wenn kein Geld da ist“, entgegnete Lommetz, der daran erinnerte, dass schon mehrmals Gelder für geplante Maßnahmen von den Parteien gestrichen worden seien.
Einig waren sich alle Kandidaten, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehr wichtig ist. In Sachen Bürgerbus gab es dagegen unterschiedliche Meinungen. Lommetz sieht dafür keine Kapazitäten und verwies auf die 280 000 Euro, die Grefrath schon für den Öffentlichen Personennahverkehr zahlen muss. Josten sprach sich dafür aus, mit den Verkehrsbetrieben zu reden, um die Taktungen und Randzeiten der Busse, die in Grefrath bereits fahren, zu verbessern. Ein klassischer Bürgerbus sei in Grefrath nicht umzusetzen, so Peters, denn die Busanbindung sei bereits gut. Nun müssten kreative Ideen entwickelt werden, um dort Verbesserungen zu erzielen, wo noch Angebote fehlten.
In Sachen Albert-Mooren-Halle sprachen sich alle drei Kandidaten für deren Erhalt aus. Alle lobten die Arbeit von Pächter Christian Karpenkiel. Lommetz sieht keinen Sanierungsstau. Die Halle könne noch zehn bis 20 Jahre stehen. Man werde nach und nach sanieren, was saniert werden müsse. Lommetz sagte aber auch: „Es steht und fällt mit Herrn Karpenkiel.“ Es gebe mittlerweile eine Vereinbarung über einen Fünf-Jahres-Vertrag, der aber auch von beiden Seiten gekündigt werden könnte. Nach Haushaltslage müsse die Albert-Mooren-Halle nun nach und nach saniert werden, meinte auch Peters. Das reicht Josten nicht. Der Wunsch nach Erhalt bringe auch mit sich, dass man investieren müsse. Nur so könne man den „Vermögensverzehr“ an dieser Stelle stoppen.
Lob gab es von Lommetz, Josten und Peters für die gute Schullandschaft in Grefrath. Nach zwischenzeitigen Unstimmigkeiten mit dem Landrat zum Thema Physikraum für die Sekundarschule konnte Lommetz den Bürgern verkünden: „Wir werden den Physikraum bauen.“ Die Verfügung des Landrates dazu sei nicht rechtens. Alle sehen die Liebfrauenschule als wichtiges Aushängeschild für die Gemeinde. Manfred Lommetz sprach sich konkret für einen festen jährlichen Zuschuss der Gemeinde von 25 000 bis 30 000 Euro aus unter der Voraussetzung, dass das Bistum seinen Beitrag leiste — auch wenn diese freiwillige Leistung im Haushaltssicherungskonzept, in dem sich die Gemeinde befindet, schwierig sei.
Über allen Diskussionen schwebt immer das eine Thema: Die Gemeindekasse ist leer. Doch in Sachen Haushalt sieht Lommetz die Gemeinde mit dem Haushaltssicherungskonzept auf einen guten Weg. Er hofft, dass man damit die Finanzen bis 2020 im Griff habe. Trotzdem müsse die Gemeinde investieren, wie es zum Beispiel durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED für eine Million Euro passiert. Peters findet, dass die Haushaltsberatungen in der Vergangenheit nicht ergiebig genug gewesen seien. Sie wünscht sich, dass sich die Politiker dazu Rat von einer Expertenkommission holen. Auch würde sie gerne mehr Fördermittel nach Grefrath holen — wenn nötig mit Hilfe von externen Beratern. Josten betont, dass es wichtig ist, Investitionen im rentierlichen Bereich zu machen. Er bezweifelt, dass eine Expertenkommission zu Ergebnissen kommen würde.
Das Thema Flüchtlinge ist auch in Grefrath sehr aktuell. Josten lobte die große Hilfsbereitschaft der Grefrather und die Willkommenskultur, die den Menschen entgegengebracht würde. Peters betonte, dass die Unterkünfte am Reinersbach stark sanierungsbedürftig sind. Dort zu investieren, mache allerdings keinen Sinn. Auf Dauer müsse dort etwas Neues her.
Zum Schluss gab Moderator Tobias Klingen den Kandidaten die Gelegenheit für sich zu werben. Volkmar Josten betonte, dass er als Unabhängiger den Blick frei habe für die Probleme der Grefrather und dass er Verwaltungserfahrung mitbringe. Kirsten Peters ist überzeugt, dass Grefrath mehr kann und ein Wechsel an der Spitze notwendig ist. Sie sieht sich als Übersetzerin zwischen Verwaltung und Bevölkerung. Manfred Lommetz dagegen will Kontinuität für die Gemeinde. Er habe die optimale Ausbildung und während der vergangenen sechs Jahre ein großes Netzwerk erarbeitet, um die Gemeinde auch die nächsten fünf Jahre führen zu können.
Zum Schluss dankte Birgit Stenmans von der Kolingsfamilie Oedt allen Beteiligten und rief die Anwesenden dazu auf, zur Wahl zu gehen und dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin eine große demokratische Legitimation zu geben.