Kempen/ Kreis Viersen Seltene Tiere erobern den Niederrhein zurück
Einige Arten wie Uhu, Biber und Storch fühlen sich in der Region wieder heimisch. Experten haben aber auch weiterhin Sorgenkinder.
Kempen/Kreis Viersen. Ein beeindruckendes Geschöpf ist in den Kreis Viersen zurückgekehrt: der Uhu. Zumindest ist der große Eulenvogel zuletzt mehrfach in der Region gesichtet worden, wie Ansgar Reichmann im Gespräch mit der WZ erzählt. Der Diplom-Biologe und Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal warnt aber vor verfrühter Euphorie. Denn Uhu-Sichtungen bedeuteten nicht, dass Bubo bubo — so der zoologische Name — hier auch erfolgreich brüte.
„Im vergangenen Jahr gab es bereits einen Brutversuch, der aber erfolglos blieb“, so Reichmann. Mit Hilfe ihres Fördervereins hat die Station im vergangenen Jahr zwei Plattformen an Bäumen installiert, damit die Uhus nicht auf dem gefahrvollen Boden brüten müssen. Wo diese Plattformen hängen, hält der Biologe ebenso geheim wie die Orte, an denen die Vögel gesehen wurden. Er will keinen „Uhu-Tourismus“ auslösen. Die scheuen Tiere sollen ihre Ruhe haben.
Aber er erklärt, woran sie der Laie erkennen kann: „Sie sind riesengroß und stoßen diesen typischen Laut aus, der ihnen ihren Namen gegeben hat.“ Dieser Ruf sei weithin hörbar.
Ähnlich wie mit dem Uhu verhält es sich mit dem Kolkraben. Auch dieses seltene Tier wurde bereits an verschiedenen Stellen im Kreis beobachtet. „Aber ein Horst-Standort ist uns bislang nicht bekannt“, so Ansgar Reichmann. Schon seit längerem als Erfolg gefeiert wird die Rückkehr des Bibers, der sich in Schwalm, Nette und Niers tummelt.
Und auch bei den Störchen sieht es nach derzeitigem Stand ganz gut aus. „In Clörath gibt es wieder ein Storchenpaar, das auch balzt“, sagt der Experte in Nettetal. Den Bereich der Mühle zwischen Viersen und Anrath nutzen die Vögel seit Jahren. „Im Jahr 2014 haben Störche auch in Voesch erfolgreich gebrütet“, erinnert sich Ansgar Reichmann.
Nicht nur zu Wasser und in der Luft, sondern auch zu Lande haben die Biologen positive Entdeckungen gemacht. So habe sich beispielsweise der Bestand der Kreuzottern erholt, wie man anhand zahlreicher Jungtiere erkennen könne. Angst vor der Giftschlange bräuchten Spaziergänger nicht zu haben: „Sie sind extrem scheu und flüchten vor Menschen.“
Bei allen tierischen „Neuzugängen“ ist es Ansgar Reichmann sehr wichtig zu betonen, dass dafür andere Arten zurückgegangen seien. Als Negativ-Beispiele nennt er das Rebhuhn, den Kiebitz und die Feldlerche.