Kempen St. Huberter erobert die Tenniswelt

Der 18-jährige Daniel Altmaier stand im Viertelfinale eines ATP-Turniers. Er gilt in Deutschland als hoffnungsvolles Talent. Begonnen hat alles auf dem TuS-Aschenplatz an der Stendener Straße.

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Yuichi Sugita war dann doch zu stark. Mit 3:6 und 0:6 hat die Kempener Tennishoffnung Daniel Altmaier am Donnerstag das ATP-Viertelfinale in Antalya gegen den Japaner verloren. Der 18-jährige Altmaier sei auf dem Rasen in der Türkei gegen die Nummer 66 der Weltrangliste chancenlos gewesen, berichten die Agenturen. Immerhin hat sich Altmaier aber in dieser Woche einen Namen in der Tenniswelt gemacht. Der Weltranglisten-252. stand erstmals in einem Viertelfinale der bedeutenden Turnierserie der ATP — das ist so etwas wie die erste Liga im Tennis.

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Was in dieser Woche auf dem Rasenplatz in Antalya einen ersten Höhepunkt hatte, hat 2003 auf den Aschenplätzen in St. Hubert an der Stendener Straße seinen Anfang genommen. „Daniel kam damals zu uns und erlernte das Tennisspielen bei unserem Trainer Matthias Hunsman“, erinnert sich Franziska Lange, damals Jugendwartin beim TuS St. Hubert.

Schon im Alter von fünf Jahren sei erkennbar gewesen, dass Daniel Altmaier großes Talent besitzt. „Im Kreistraining wurde er allerdings abgelehnt, weil er noch zu jung und zu verspielt war“, berichtet Lange. In St. Hubert ging die Entwicklung aber weiter. 2005 nahm Daniel als jüngster Spieler am Tenniscamp teil. Schon kurz darauf fehlten am Kendel geeignete Mitspieler. Der Sechsjährige war zu gut und wechselte nach Kamp-Lintfort.

Nach diesem Vereinswechsel begann Altmaier schon damit, Titel zu sammeln. So wurde er zum Beispiel 2008 Deutscher Meister in der Altersklasse U 10. Es folgten erste Einsätze bei internationalen Turnieren in Rom oder Köln. Und auch die ersten Spiele und Trainingscamps der Jugendnationalmannschaft des Deutschen Tennisbundes (DTB).

Als Kind und Jugendlicher spielte Altmaier übrigens für verschiedene Vereine — unter anderem für Blau-Weiß Krefeld und den Gladbacher HTC, mit dem er 2016 die Bundesliga gewonnen hat. Inzwischen ist Berlin die sportliche Heimat des 18-Jährigen. Dort spielt er für den Club Rot-Weiß in der zweiten Bundesliga. Und in der Hauptstadt trainiert er mit Coach Markus Hornig, Honorartrainer des DTB. Er hat schon frühere deutsche Spitzenspieler wie David Prinosil oder Markus Zoecke gecoacht.

Derzeit schickt sich der St. Huberter an, die Qualifikationen für verschiedene ATP-Turniere — also auf der großen Tour — zu schaffen. In Halle/Westfalen war er jüngst gescheitert. Ebenso zunächst in Antalya — er rutschte aber als sogenannter Lucky Looser ins Hauptfeld, weil ein anderer Spieler abgesagt hatte.

Daraus hat der „Looser“ das Beste gemacht. Mit Victor Estrella Burgos aus der Dominikanischen Republik (Weltranglisten-93.) und dem Türken Marsel Ilhan (287) schlug er zwei gestandene Profis. Erst der besagte Japaner war dann gestern Nachmittag zu stark.

Neben dem derzeitigen deutschen Ausnahmetalent Alexander Zverev (Nummer 12 der Welt) gilt Daniel Altmaier beim DTB durchaus als große Hoffnung. „Daniel ist ein Spieler, der über ein enorm großes Potenzial verfügt. Weil er extrem aggressiv spielt, risikoreich ist und stets versucht, die Initiative zu ergreifen“, sagt sein Trainer über Altmaier. Er sei ein klassischer Allrounder — also auf allen Belägen zu Hause.

Zu Hause fühlt sich der Wahl-Berliner, der durch den Tennissport schon die halbe Welt bereist hat, übrigens immer noch in St. Hubert. So oft es geht besucht er seine Eltern an der Seidenstraße. Gemeinsam mit Vater Jurij nutzt er jede Gelegenheit, um Angeln zu gehen. Und auch auf der TuS-Asche schlägt Daniel Altmaier gelegentlich auf. „Ein- bis zweimal im Jahr spielt er noch mit unserer Ersten Mannschaft“, sagt Franziska Lange.

Viel mehr Gelegenheiten gibt es aber für solche Ausflüge nicht. Der Terminkalender des Tennisprofis ist voll, auch wenn Altmaier noch nicht zur absoluten Weltspitze gehört. Während sich diese ab Montag auf dem heiligen Rasen von Wimbledon versammelt, startet für Altmaier eine Trainingswoche auf Sand in Berlin. Dann spielt er ein kleineres Turnier in Braunschweig und darf sich danach auf einen Startplatz beim großen ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum freuen.

Das nächste Ziel des 18-Jährigen sei das Erreichen der Top 200 in der Welt, so Trainer Hornig: „2018 soll Daniel in allen Qualifikationen für die Grand-Slam-Turniere starten können.“ Das bedeutet Melbourne, Paris, London, New York — und zwischendurch vielleicht auch noch St. Hubert.