St. Martin: Tausende Laternen in der Altstadt
Am Dienstag zog der Lichtertreck mit 2.800 Schülern durch die Gassen.
Kempen. St. Martin bewegt die Massen in Kempen, und das seit 125 Jahren. Am Dienstagabend schien die ganze Thomasstadt und noch hunderte auswärtige Besucher auf den Beinen zu sein.
Da fiel es gar nicht auf, dass der Zug mit rund 2.500 Schülerinnen und Schülern wieder ein kleines bisschen kürzer geworden ist. Christoph Endres, Geschäftsführer des Martinsvereins, erinnert sich noch an Zeiten, als 3.200 Kinder mit ihren Fackeln durch die Stadt marschierten.
"Wir haben jetzt fünf oder sechs Jahre ohne Regen gehabt", stellte Endres rückblickend fest, als sich der Zug langsam aber sich formierte. Nieselregen und acht Grad Celesius - das war alles andere als Traumwetter.
Aber dann ging alles sehr schnell: Binnen weniger Minuten, so schien es, füllten sich die Straßen mit Zuschauern, in den Geschäften erlosch die Beleuchtung, damit die Lampions umso besser zur Geltung kamen.
Heinz-Josef Rox vom Verkehrsverein hatte Glühwein und Martins-Kakao im Angebot, vor dem Restaurant Ellenpoort wurde "Hausgemachter Spitzenglühwein nur mit Schuss" gereicht, auf der Judengasse bot die Kolpingjugend dieses eigentlich eher weihnachtliche Getränk an.
Gibt es Zeitgenossen in Kempen, die St. Martin kalt lässt? Endres kennt sie: "Dass die Teilnehmerzahl nicht mehr ganz so hoch ist, liegt nicht nur an den zurückgehenden Schülerzahlen - viele Siebtklässler fühlen sich mittlerweile zu erwachsen, um beim Zug mitzumachen."
Schüler der Martin-Schule gingen wieder vorneweg: "125 Jahre St. Martin in Kempen" war auf drei Fackeln zu lesen, die die 16-jährigen Zehntklässler trugen. Eine davon, Linda Birtz, gestand: "Ich fühle mich dafür auf keinen Fall zu alt."
Diejenigen, die vorneweg marschierten, waren noch älter: Mitglieder des Fanfarencorps Blau-Weiß Kempen - eines von zwölf Musikcorps. Karin Bustmans vom Musikverein "Wemb" hatte an ihrer Tuba ganz schön zu tragen - und 13Martinslieder im Repertoire. Nein, der Regen mache ihrem Instrument nichts aus
Welcher Regen? Plötzlich war es trocken, die Regenschirme überflüssig, die Stimmung stieg. Timor (9) von der 4b der Astrid-Lindgren-Schule hatte hoch gepokert und seine tolle Fackel nicht mit Plastikfolie geschützt. Vorbild für die Fackeln der 4b war das Bild "Blumenvase" von van Gogh.
"Die Kinder waren leicht zu motivieren, für sie gibt es nichts Schöneres als St. Martin", gab Erika Lersch, Lehrerin an der Fröbelschule zu verstehen. Die Klassen 2a und b hatten das Motiv "Weckmann" als Fackel umgesetzt, die Erstklässler St. Martin und die Drittklässler das Martinsfeuer.
Das Kempener Original Ferdi wurde von der Polizei als übereifriger Ordner toleriert. Zum ersten Mal seit Jahren arbeitete das Rote Kreuz wieder mit den Maltesern zusammen: "Insgesamt sind wir rund 40 Kräfte", erkärte DRK-Bereitschaftsleiter Olaf Schmitz.
Die Magnesiumfackeln der Feuerwehrleute hüllten die Gesichter von St. Martin (Jüppi Trienekens) und den stolzen Herolden (Georg Funken und Heiner Schmitz) in ein festliches Licht. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Erst das Zehn-Minuten-Feuerwerk an der Burg - wieder mit Regen - und für die Kinder eine volle Martinstüte, die "Blo-es", die immer noch etwas ganz Besonderes ist.