Stolpersteine — hier sollen sie hin
Die WZ gibt einen Überblick über die geplanten Standorte im Stadtgebiet.
Kempen. Die Hürde Kulturausschuss hat das Projekt Stolpersteine bereits genommen: Mit 10:4 Stimmen sprachen sich die Politiker für eine Empfehlung aus, die Stolpersteine zum Gedenken an 46 Opfer des Holocaust in Kempen zu verlegen. Heute steht das Thema auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses.
Polit-Insider gehen davon aus, dass es heute Abend keine großen Diskussionen zum Thema geben wird. Dies wird in der Ratssitzung am 16. Dezember passieren. Im Anschluss an die Diskussion gibt es dann die endgültige Entscheidung pro oder kontra Stolpersteine. Wahrscheinlich in geheimer Wahl — wie schon 2011, als der Antrag, die Kunstwerke zu verlegen, abgelehnt worden war.
Das äußerst sensible Thema bewegt die Menschen in Kempen. Das zeigt unter anderem die Fülle an Leserbriefen, die die WZ-Redaktion bekommen hat. Doch vor welchen Häusern, in denen die Opfer der Nazis früher gelebt haben, sollen die Stolpersteine eigentlich verlegt werden? Die WZ gibt heute einen Überblick über die geplanten Standorte der 46 Stolpersteine.
Laut Antrag der Initiative sollen an der Vorster Straße 2 sieben Steine verlegt werden. Dort, wo heute das Café am Ring der Familie Amberg ist, lebten früher die Juden Rudolf, Selma und Ilse Bruch sowie Abraham, Helene, Albert und Rosa Goldschmidt. Am Haus hängt bereits eine der Gedenktafeln, die auf Initiative des Kempener Historikers Hans Kaiser befestigt worden waren.
An der Vorster Straße (Nummer 67) lebte Hedwig Pfeiffer. Sie gehört zu den drei Kempenern, die aus politisch-ideologischen Gründen von den Nazis ermordet worden sind. An der Vorster Straße 70 soll ein Stein für Theodor Wehlings verlegt werden — eines von fünf Kempener Euthanasie-Opfern.
An der Peterstraße 23 lebte die jüdische Metzger-Familie Hirsch: Isidor, Johanna, Hannchen, Emmy und Walter wurden von den Nazis ermordet. Heute steht an diesem Ort in der Altstadt das Kempener Kolpinghaus. An der Peterstraße 3 (das Haus neben dem früheren Ladenlokal von Foto Schmitz) lebte Heinrich Wolff. Er wurde aus politischen Gründen verfolgt und getötet.
Drei Mitglieder der Familie Mendel hatten ihre Heimat an der Von-Loe-Straße 14: Lieselotte, Paula und Andreas. Ebenfalls an der Von-Loe-Straße (Nummer 7) lebte Gertrud Mermet. Sie ist ein Euthanasie-Opfer.
Auf der Ellenstraße sollen zwei Stolpersteine verlegt werden. Johanna Duda (Euthanasie-Opfer) wohnte an der Ellenstraße 30. An der Ellenstraße 36 war die Jüdin Erna Rath zu Hause. Josef Voss (Euthanasie-Opfer) lebte in einem inzwischen abgerissenen Haus an der Ellenstraße.
Geht es nach den Unterstützern der Initiative, wird die Heilig-Geist-Straße mehrere Stolpersteine bekommen. Die Straße hieß früher Josefstraße. Dort wohnten die Juden Sally, Nanni und Bertha Servos sowie Siegmund und Karola Winter (Josefstraße 5) sowie Emma, Johanna, Karoline und Magdalene Ajakobi (Josefstraße 7).
Die Engerstraße 21 ist heute die Adresse des Lebensmittel-Discounters Kaiser’s. Früher lebte dort Marian Kurzawa — ein Zwangsarbeiter. An der Engerstraße 38 waren Berta und Karoline Berghoff zuhause.
Auf drei weiteren markanten Straßen der Altstadt könnte es ebenfalls bald Stolpersteine geben: An der Umstraße 8 war das Zuhause des Juden Andreas Rath; an der Alten Schulstraße 10 lebte die Jüdin Helene Simon; Martin Giebels (Euthanasie-Opfer) wohnte an der Franziskanerstraße 4.
Fritz Wingen wohnte an der Siegfriedstraße 6. Er wurde politisch verfolgt. In der Honschaft Klixdorf (Hausnummer 17) soll ein Stolperstein zum Gedenken an den Zwangsarbeiter Edward Nizio verlegt werden.
In St. Hubert sollen sieben Stolpersteine verlegt werden: Dem Zwangsarbeiter Czeslaw Macijewski soll in Escheln (Hausnummer 5) gedacht werden. An der Hauptstraße 39 lebten Siegfried und Wilhelmine Mendel, und gleich nebenan, Hauptstraße 41, Isidor, Mathilde und Eva Lambertz. Für Max Mendel soll es an der Königstraße 19 einen Stein geben.