Tönisberg: Zechen-Retter brauchen Zeit
Der Förderverein hofft für Montag auf eine Vertagung. Indes üben die Mitglieder harsche Kritik an der Stadt.
Tönisberg. Scharf war die Kritik an der Stadt Kempen bei der Info-Veranstaltung des Fördervereins zur Rettung der Tönisberger Zeche. Die Mitglieder um den Vorsitzenden Peter Kunz sind der Meinung, dass „mangelndes politisches Engagement und Fehler in der Verwaltung die Entwicklungen rund um die Zeche verzögert haben“. So ärgern sie sich weiterhin darüber, dass ein Gutachten von 2002, dass die Denkmalwürdigkeit der Zeche bescheinigt, über all die Jahre nicht der Politik vorgelegt wurde.
Wie berichtet, lehnt die Untere Denkmalbehörde der Stadt Kempen eine „Unterschutzstellung“ des Zechengeländes ab. Unter anderem sei die historische Bedeutung für den Bergbau insgesamt nicht ausreichend. Zudem würde der Erhalt der Anlage, die noch in Besitz der Ruhrkohle AG ist, zu hohe Kosten verursachen. Die Gebäude inklusive des Förderturms seien marode.
„Die Hallen sind keineswegs marode. Sie sind schlicht ungepflegt“, sagte der Kerkener Architekt Karl Schroers, der sich seit 2011 für den Erhalt der ehemaligen Zeche Niederberg IV einsetzt. Er selbst habe die massiven Stahlbetonbauten besichtigt und keine großen Mängel feststellen können. Sein Architekturbüro hat sich auf die Restaurierung von Altbauten spezialisiert.
Fördervereins-Vorsitzender Kunz, ein gebürtiger Tönisberger, kommt aus einer Bergmannsfamilie. „Die Zeche ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Daher hätten ihn angebliche Äußerungen seitens der Verwaltung bei früheren Sitzungen „hart getroffen“. So sei gesagt worden, dass es sich bei dem Förderverein lediglich um „einen bunt zusammengewürfelten Haufen nostalgischer Bergleute“ handle. Ein Zuhörer war empört und nannte Aussagen dieser Art, die sich auch in der Vorlage für Ausschusssitzung am Montag fänden, „unangebracht und respektlos“. Stephan Kahl, Technischer Beigeordneter, bestritt bei der Veranstaltung in der „Alten Scheune“ am Donnerstagabend solche Äußerungen.
Gastredner an diesem Abend war Professor Walter Buschmann vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Wie schon gegenüber der WZ sagte der Gutachter, dass das Zechengelände es wert ist, ein Denkmal zu werden. Unter anderem wegen der Wirkung in der Landschaft: „Besonders der Förderturm auf dem Moränenwall ist eine wahre Landmarke. Jeder, der über die A 40 kommt, sieht ihn als Eingangstor zum Ruhrgebiet.“
Für eine angestrebte Umnutzung rechnen die Befürworter der Zeche mit einer benötigten Zeitspanne von zehn Jahren. Ein ausgereiftes Nutzungskonzept konnte der Förderverein aber noch nicht vorlegen: „Wir haben einige Ideen“, sagte Kunz. „Auch haben bereits einige Investoren und Stiftungen ihr Interesse bekundet. Jeder nannte jedoch den Denkmalschutz des Gebäudes als Voraussetzung für eine Zusammenarbeit.“ Ihre Ideen, wie die Ansiedlung von Gastronomie oder die Durchführung von Events und Konzerten, präsentierte der Förderverein in einem kurzen Film.
Für den Denkmalausschuss am Montag hofft der Verein auf ein Umdenken, oder zumindest eine Vertagung. Kunz: „Die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes braucht Zeit.“