Unterkunft für Asylbewerber auf Kempener Stadtgrenze
Noch in diesem Jahr soll das ehemalige Hotel „Via Stenden“ bis zu 300 Asylbewerber beherbergen. Politiker kritisieren den Standort.
Kerken/Kempen. Seit Oktober 2010 herrscht fast gespenstische Stille im Kerkener Waldstück nahe der A 40. Damals hat Familie Petersmann das einst beliebte Tagungs-Hotel „Via Stenden“ aufgegeben. Jetzt soll dort — auf der Stadtgrenze zu Kempen — eine Unterbringung für Asylbewerber entstehen. Das ruft jetzt ersten Widerstand auf den Plan.
Bereits am vergangenen Freitag äußerten bei einer Versammlung der CDU einige Mitglieder Bedenken. Julius Louven, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, bekräftigt dies im Gespräch mit der WZ: „Es gibt im Kerkener Stadtteil Stenden überhaupt keine Geschäfte, in denen sich die Bewohner versorgen könnten. Es ist klar, dass diese armen Menschen irgendwo hin müssen, aber der Standort mitten im Wald ist einfach nicht sinnvoll.“
Es ist also wahrscheinlich, dass auch Kempen direkt von dem Asylbewerberheim betroffen ist — weil die Bewohner sich zum Einkaufen nach St. Hubert orientieren könnten. „Abenteuerlich“ nannte Louven deshalb die Tatsache, dass Bürgermeister Volker Rübo (CDU) erst durch ihn auf der Versammlung von den Plänen erfahren habe.
Das sieht auch der Bürgermeister so: „Ich hätte es für guten Stil gehalten, wenn die Bezirksregierung uns informiert hätte — auch wenn sie dazu nicht verpflichtet ist“, sagt Rübo. Und weiter: „Wenn wir früher von den Plänen gewusst hätten, hätten wir einigen Leuten vielleicht bereits im Vorfeld Sorgen nehmen können.“
Auch Rübo kritisiert den Standort „Via Stenden“, die im Besitz des SPD-Landesverbandes NRW ist. Nicht wegen der Nähe zu St. Hubert, wie er deutlich macht: „Extremer kann man Menschen nicht abschotten. Es gibt dort keine Busverbindung und keine sozialen Kontakte. Sie müssen den ersten Eindruck haben, dass sie bei uns nicht willkommen sind.“
Wann die ersten Asylbewerber im ehemaligen Hotel auf der Kempener Stadtgrenze untergebracht werden, ist unklar: Nach Auskunft der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg ist noch kein Mietvertrag unterschrieben worden. Dazu müssten zunächst noch einige Punkte geklärt werden, sagt Sprecher Christoph Söbbeler.
Unter anderem, in welchen Umfang das Gebäude, das sich in Besitz der NRW-SPD befindet, renoviert werden muss. Denn die dreieinhalb Jahre Leerstand haben deutliche Spuren hinterlassen. Trotzdem gibt die Bezirksregierung das wage Ziel „Spätsommer“ für die Eröffnung der Unterkunft für Asylbewerber aus.
In Kerken gibt man sich — trotz einiger Hakenkreuz-Schmierereien auf dem Ex-Hotel kurz nach Bekanntwerden der Pläne — entspannt. Bürgermeister Dirk Möcking (parteilos): „Ich persönlich sehe die menschliche Seite im Vordergrund. Das sind Menschen, die durch Krieg, Leid und Hunger in Not geraten sind, denen muss geholfen werden.“ Auch die Politiker der anderen Fraktionen seien dieser Meinung, sagt Möcking. Gemeinsam mit Kirchen und Vereinen wolle man Gespräche führen, wie man am Besten mit der Situation umgehen kann.
Etwas anderes bleibt den Kerkenern — und auch den Kempenern — wohl nicht übrig: Bei dem Pachtvertrag zwischen der NRW-SPD und der Bezirksregierung handelt es sich um ein privates Mietgeschäft. Wenn dabei kein Recht gebrochen wird, hat die Politik darauf keinen Einfluss.