Aschermittwoch Das Aschenkreuz verliert an Bedeutung

Kempen/Grefrath. · Der Aschermittwoch markiert den Beginn der Fastenzeit. Doch nur noch wenige Christen tragen das Aschenkreuz.

Seit dem 12. Jahrhundert zeichnet der Pfarrer mit der Asche aus verbrannten Palmzweigen ein Kreuz auf die Stirn der Gläubigen. 

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der Aschermittwoch beendet nach kirchlichem Verständnis die Karnevalszeit und markiert den Übergang in die 40-tätige Bußzeit, die auf Ostern hinführt. Sie soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte. Seit vielen Jahrhunderten ist es Tradition, dass die katholischen Gläubigen an diesem Tag im Gottesdienst ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet bekommen. Die Asche wird üblicherweise aus den verbrannten Palmzweigen des letzten Osterfestes gewonnen, gesegnet und mit Weihwasser befeuchtet.

Doch dieser Ritus hat an Bedeutung verloren. Während man früher an Aschermittwoch vielen Menschen mit dem dunklen Mal auf der Stirn begegnete, ist dies heute deutlich seltener der Fall.

„Der Aschermittwoch war früher sehr negativ besetzt“, sagt Pfarrer Wolfgang Acht, Subsidiar der katholischen Propsteipfarrei St. Mariä Geburt in Kempen. Er sei einem „Durchstreichen von Lebensfreude“ gleichgesetzt gewesen, wie er es formuliert. Diese „bedrückende Erinnerung“, Relikt einer „mittelalterliche Drohbotschaft“ habe in den Köpfen überlebt.

Dabei geht es aus seiner Sicht um etwas Positives, um eine angemessene Vorbereitung auf das Osterfest. „Da ist der Schnitt, der Oberflächlichkeiten noch einmal infrage stellt“, sagt er. Und: „Es geht um die Freude und die Freiheit, gut aus dem Glauben zu leben.“ Deshalb verwendet er auch bei der Spendung des Aschekreuzes nicht die Formulierung „Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und zu Staub zurückkehrst“. Er wählt stattdessen die Worte: „Kehre um und glaube an das Evangelium.“ Auch Johannes Quadflieg, Pfarrer der Grefrather Pfarrei St. Benedikt und Regionaldekan der Region Kempen-Viersen, berichtet von abnehmenden Kirchenbesucherzahlen an Aschermittwoch. Es seien aber immer noch so viele Menschen, dass die Anzahl der Gottesdienste nicht reduziert worden sei. Auch die Kinder werden einbezogen: „Mit ihnen wird symbolisch ein Zweiglein Buxbaum verbrannt. Ihnen wird die Bedeutung des Tages kindgerecht erklärt und ihnen freigestellt, ob sie ein Kreuz aufgetragen bekommen möchten.“ Er erinnert daran, dass viele Menschen in dieser Jahreszeit Fastenkuren durchführen, um ihren Körper gesund zu erhalten. Das sei eine gute Einstellung. Und er zieht Parallelen: „Für uns Christen ist klar, dass wir auch unserer Seele, der Psyche, Gutes tun müssen. Denn mit einer gesunden Seele lässt sich besser leben.“

Aschermittwoch sei der Startschuss für eine Fastenzeit in der man Leib und Seele, also dem ganzen Menschen Gutes tue. „Ob der Brauch des Aschermittwoch noch in unsere Zeit passt, mag fraglich sein. Aber wir Menschen brauchen Zeichen und Rituale, die uns im Leben weiterbringen. So will das Kreuz mit der Asche uns zum einen auf die Vergänglichkeit hinweisen. Zum anderen unserer tiefen Sehnsucht nach Leben Raum geben“, sagt Quadflieg.

Eine Entsprechung dieser Riten im evangelischen Bereich gibt es nicht. Pfarrer Michael Gallach von der Thomaskirche sagt: „Mit dem Aschekreuz, Fischessen und Ähnlichem haben wir nichts zu tun.“ Es sei nicht einmal ein besonderer Gottesdienst an diesem Tag angesetzt. „Es gibt bei uns nicht diesen markanten Bruch. Etwa vier bis fünf Wochen nach dem Fest der Erscheinung des Herrn, also dem 6. Januar, beginnt für uns die allgemeine Vorpassionszeit.“