Kempen Wenn der Briefkasten überquillt

Der Kasten am Buttermarkt wurde seit Ende November nicht mehr geleert. Die Post entschuldigte sich am Montag. Abgeholt worden sind Briefe und Karten aber immer noch nicht.

Foto: Reimann

Kempen. In Zeiten von E-Mail, Facebook, Whatsapp und Co. werden immer weniger Briefe verschickt. Doch gerade zur Weihnachtszeit erhöht sich traditionell die Anzahl der handgeschriebenen Botschaften per Brief oder Postkarte. Dann ist es besonders ärgerlich, wenn ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit die Post nicht dort ankommt, wohin man sie verschickt hat. Dieses Problem haben die Absender von wohl mehreren hundert Briefen und Karten, die sie in den vergangenen Wochen in den Postkasten am Buttermarkt geworfen haben. Denn wie die Pressestelle der Post am Montag bestätigte, wurde der Briefkasten seit Ende November nicht mehr geleert.

„Die Post quillt mittlerweile schon oben ’raus“, sagte am Montagvormittag Guido de Nardo. Er betreibt das Fotostudio „B 14“ am Buttermarkt und nutzt den Briefkasten unter anderem für die Post, die er an seine Kunden verschickt. „Wir hatten Beschwerden von Kunden, dass ihre bestellten Fotoarbeiten noch nicht da sind.“ So erklärt de Nardo, wie er Ende vergangener Woche auf das Post-Problem aufmerksam geworden sei. Sofort habe er das Unternehmen informiert — über eine Hotline und auch persönlich in der Post-Agentur an der Ecke Moorenring/Thomasstraße. „Es wurde mir gesagt, dass sich jemand kümmert. Passiert ist aber noch nichts“, sagte de Nardo am Montagvormittag.

Auch die Polizei habe der Fotograf informiert. „Ich habe da an das Thema Diebstahl-Prävention gedacht. Wenn es nämlich jemand drauf anlegt, kann er in den Schlitz greifen und sich einfach Briefe herausnehmen“, so di Nardo. Die Polizei habe ihm allerdings mitgeteilt, dass sie keine Kapazitäten habe, um sich darum zu kümmern. Die Behörde habe ihn an das frühere Bundesunternehmen — die Post — verwiesen.

An diese hat sich am Montag auch die WZ-Redaktion gewandt. „Da ist uns ein Fehler unterlaufen. Dafür können wir uns nur entschuldigen“, lautet die Antwort einer Konzernsprecherin. Nach Angaben der Pressestelle hat der Fahrer, der in der Regel täglich den Buttermarkt-Briefkasten leert, die Information bekommen, dass der Standort in der Altstadt während des Weihnachtsmarktes nicht angefahren werden könne — dies gelte auch für die Zeit „unter der Woche“. Zur Erklärung: Der Kempener Weihnachtsmarkt findet traditionell nur an den vier Adventswochenenden statt — in diesem Jahr vom 26. November bis 18. Dezember.

In der internen Kommunikation der Post sei allerdings versäumt worden, den Briefkasten für diesen Zeitraum zu sperren. „Briefkästen werden gesperrt, wenn sie zum Beispiel wegen einer Baustelle oder eben wegen einer Veranstaltung nicht angefahren werden können“, erklärt die Post-Sprecherin. Nach der Anfrage der WZ habe der Konzern sofort einen Fahrer zum Buttermarkt geschickt, um den Kasten zu leeren. Zudem sollte der Briefkasten ab Montag für die verbleibende Weihnachtsmarkt-Zeit gesperrt werden.

Aber wieso kann der Briefkasten denn während der Weihnachtsmarkt-Phase in Kempen nicht angefahren werden? Schließlich sind auch in diesen Wochen permanent Lieferfahrzeuge auf und rund um den Buttermarkt unterwegs. Sogar die Stände des Wochenmarktes werden zweimal pro Woche auf- und wieder abgebaut.

Nach Angaben der Stadt Kempen klingt die Aussage der Post ungewöhnlich. Das Ordnungsamt habe dem Konzern keineswegs mitgeteilt, dass der Briefkasten derzeit nicht erreichbar ist. „Dass die Zufahrt zum Briefkasten am Buttermarkt nicht möglich sein soll, ist uns nicht bekannt“, sagte am Montag Stadtsprecher Christoph Dellmans. „Reinigungs- und Müllfahrzeuge und städtische Wagen sind dort auch unterwegs.“ An den Adventswochenenden könne es „schon mal eng“ werden. Die Post dürfe aber weiterhin am Wochenende zum Buttermarkt. Geleert wird der Briefkasten laut Aushang samstags um 10.30 Uhr sowie montags bis freitags um 16.30 Uhr.

Zur wichtigsten Frage. Nämlich der, ob der Briefkasten am Montag — wie von der Post-Sprecherin angekündigt — tatsächlich geleert worden ist. Klare Antwort: nein. Auch bei Redaktionsschluss am Abend fielen beim Öffnen des Schlitzes immer noch Briefe aus dem Postkasten, der sich unweit der WZ-Redaktion an der Moosgasse befindet.