WZ-Bus in Kempen: Eltern sollen ein Vorbild sein
Die rollende Redaktion war bei der Kinder- und Jugendbuchmesse. Svenja Jongmanns sprach mit Eltern und dem Nachwuchs.
Kempen. "Der Trend geht dahin, dass zwar immer weniger Kinder lesen, aber die dann dafür immer mehr", sagt Hans-Jürgen van der Gieth vom Buch Verlag Kempen (BVK). Am Samstag gab er den Startschuss für die erste Kinder- und Jugendbuchmesse in Kempen, veranstaltet vom BVK.
Die erste Lesung übernahm Kinderbuchautor Guido Kasmann (50). Er stellte sein neues Buch "Der schwarze Nebel" vor. Die Westdeutsche Zeitung war mit dem WZ-Bus dabei und nahm die Eröffnung zum Anlass, einmal nachzufragen: Liest die Jugend heutzutage eigentlich noch?
"Ich lese schon, aber nicht ganz so viel wie meine Geschwister", sagt Caroline (10). Sie kommt eben mit ihrem zwölfjährigen Bruder Frederik und Schwester Madeleine (8) aus dem Kulturforum. Frederik liest besonders gerne Fantasy und Madeleine sagt: "Ich bin gerade beim vierten Band von Harry Potter." Davor habe sie "Das magische Baumhaus" gelesen.
Die Reihe über Anne und Philipp, die mit ihrem Baumhaus ins Abenteuer fliegen, ist auch bei Nic (8) sehr beliebt. Seine Schwester Julia (6) bevorzugt Bücher über ihr Hobby, das Reiten, oder von Bibi Blocksberg. Zusammen mit Mutter Bianca Lötz war das Geschwisterpaar bei der Lesung von Guido Kasmann. Die kaufmännische Angestellte ist sich sicher: "Die Kinder lesen gerne etwas über ihre Freizeitbeschäftigung. Aber in einigen Familien wird leider viel zu selten zum Buch gegriffen."
Der Mann der Stunde, Guido Kasmann, sieht das Problem in der Elterngeneration: "Eine Studie besagt, dass nur noch jedes vierte Kind liest. Da müssen die Eltern ein Vorbild sein, denn Kinder lesen, wenn sie sehen, dass ihre Eltern lesen." Der gelernte Lehrer hält pro Jahr 200 bis 300 Lesungen und erkennt die sozialen Unterschiede. Kasmann: "In Gebieten mit bildungsstarken Familien habe ich oft viele Zuschauer. In sozialen Brennpunkten sieht das anders aus, aber ich bin immer wieder begeistert, wie gut auch dort die Kinder zuhören."
Karosseriebauer Jochen Lasch (55) fällt da ein härteres Urteil. Der Krefelder sagt: "Es kommt auf den sozialen Stand an. Im Allgemeinen glaube ich nicht, dass heutzutage noch viel in der Jugend gelesen wird."
Um das bei ihren drei Söhnen zu verhindern, hat sich Hausfrau Ramona Bücken einiges einfallen lassen. Die 36-Jährige aus Herongen hat immer viel vorgelesen und dabei die Geschichten immer gerne dargestellt.
"Sobald meine Kinder selbst lesen konnten, habe ich die Bücher an einer spannenden Stelle unterbrochen. Dann mussten sie schon selbst lesen, um zu wissen, wie es ausgeht", sagt sie. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. Für Sohn Maurice (8), der mit seiner Mutter die Lesung besucht hat, steht die nächste Lektüre schon fest. "Ich muss noch ein Kapitel in einem Band vom magischen Baumhaus lesen. Danach fange ich den schwarzen Nebel an", sagt er.
Die Kinder- und Jugendbuchmesse lädt noch bis zum 27. September zum Schmökern und Entdecken ein.