Zweite Heimat für verstaubte Bücher

Zum fünften Mal haben Mitarbeiter von Johnson Controls einen Basar organisiert. Zu kaufen gab es rund 6000 Bücher.

Grefrath. Es bedarf nur einer ausrangierten Bananenkiste, um das Leben von Günter Grass aufzubewahren. Hinten, vor der Wand neben der Tür steht sie auf einem Bierzelt-Tisch. Buchrücken an Buchrücken lagern darin die angegilbten Schwergewichte der Literatur im Taschenbuchformat. Nur ein Gedichtband von Bertolt Brecht sticht aus der einheitlichen Sammlung hervor. Wahrscheinlich ein Fehlkauf. Was auch immer — der Besitzer möchte ihn jedenfalls loswerden, diesen Ballast aus dem Bücherregal.

Ruth Moll freut sich über diesen Ballast. Beim Bücherwurmtreff, einem Basar von Johnson Controls, werden die 6000 gestifteten Bücher gegen eine freiwillige Spende abgegeben. Moll organisiert den Basar: „Ich hatte vor ein paar Jahren die Idee dazu, weil die meisten Bücher nach einmal lesen im Regal verstauben.“

Gestern hat der Bücherwurmtreff laut Moll zum fünften Mal stattgefunden. Zuletzt wurde er 2008 bei Johnson Controls an der Mülhausener Straße veranstaltet. Die Einnahmen werden immer für den guten Zweck verwendet. In diesem Jahr soll der Erlös in eine Weihnachtsaktion fließen.

„Die Bücher kommen von Mitarbeitern und Bürgern“, sagt Moll, die als Assistentin in der Werksleitung arbeitet. Feste Preise gibt es nicht für die literarischen Werke und Spiele. „Jeder gibt so viel, wie ihm die Sache wert ist“, erklärt Ruth Moll das Prinzip. Am Ende, so hofft sie, sollen 1500 Euro zusammenkommen — so viel wie beim vergangenen Basar. Das könnte klappen: Viele Menschen zwängen sich durch die engen Gässchen zwischen den Bücherbänken und -tischen und stöbern.

Sortiert ist nach Genre. In der Ecke hinten rechts werden die wissenschaftlich Interessierten bedient. Hans Küngs Thesen zum „Christ sein“ neben einem Geschichtsband zu Griechen und Persern. Nach links wird man in — literarisch gesehen — seichtere Gewässer getrieben. „Wilder Tymian“ oder „Wintersonne“ heißen unter anderem die Romane Rosamunde Pilchers, die in einer Reihe auf dem Heizkörper stehend präsentiert werden.

Einen Meter entfernt davon fährt Gabi Beuerskens’ Finger über die Buchrücken auf dem Tisch. Die Grefratherin ist auf der Suche nach neuem Lesestoff. „Zehn bis 15 Bücher werde ich am Ende bestimmt mit nach Hause nehmen“, sagt sie. Bislang habe sie noch keinen Basar verpasst. „Die haben hier so eine große Auswahl und neue Bücher sind ja auch immer gleich so teuer.“

Und nebenbei tue man mit dem Kauf auch was Gutes. „Und das ist ja auch nicht schlecht, nicht wahr?“ Am liebsten liest Beuerskens Romane. „Aber dahinten“, sie deutet in Richtung Eingang, „da habe ich auch ein paar schön Bastelbücher gesehen.“