Hospital-Krise sorgt in Kempen für Aufruhr
Viele Fragen der Leser zum Krankenhaus erreichten am Donnerstag die WZ-Redaktion.
Kempen. Die bevorstehende Streichung von 50 bis 75 vollen Stellen im Hospital zum Heiligen Geist hat in Kempen für Aufruhr gesorgt. Bei der WZ meldeten sich viele Leser und auch auf der Internetseite unserer Zeitung wird heftig diskutiert.
Rund um das Krankenhaus, das seine Bettenzahl von 279 auf etwa 200 und die Mitarbeiterzahl von 540 auf etwa 400 reduzieren muss, haben die Bürger viele Fragen. Die WZ versucht, einige davon zu beantworten.
Nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Karl Hensel hat der frühere Geschäftsführer Friedhelm Sicking „Gelder in Millionenhöhe“ von der Hospital-Stiftung auf die Konten der GmbH umgebucht. Die genaue Summe wollte er nicht nennen. Fest steht, dass Sicking schon in 2009 etwa 2,4 Millionen Euro aus der Stiftung herübergeholt hat. Das geht aus der Bilanz der GmbH 2009 unter dem Stichwort „Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen“ hervor.
Sicking erklärte im Lagebericht 2009, dass es 2010 einen deutlichen Einbruch bei den Belegungszahlen geben wird. Damit verbunden rechnete er mit einem Minus von etwa zwei Millionen Euro. 2009 betrug das Minus bereits 415 000 Euro. Durch verschiedene Neustrukturierungen rechnete Sicking aber auch mit einem Anstieg der Erlöse. 2012 sollte die Bilanz wieder ausgelichen sein.
Der Krankenhausbetrieb läuft seit 1. Januar 2009 in einer gemeinnützigen GmbH. Alleinige Gesellschafterin ist die Stiftung des Hospitals. Die Stiftung wiederum hat die Trägerschaft der beiden Kempener Seniorenheime Von-Broichhausen- und St. Peter-Stift inne. Neben der Geschäftsführung ist für die GmbH ein Aufsichtsrat zuständig. Der Stiftung steht ein Kuratorium vor.
Vorsitzender des Gremiums, das erstmals am 17. Februar 2010 bestellt wurde, ist der frühere Bürgermeister Karl Hensel. Es gibt drei weitere Mitglieder: Frank Heine-Silberg (Chirurg und als Unternehmensberater für Krankenhäuser tätig), Dieter Peters (Geschäftsführer im Ruhestand) und Ralph-Gerald Schlüter (Mitinhaber des Beratungsunternehmens Jüngerkes und Schlüter). In diesem Unternehmen hat auch schon Hans-Dieter Segschneider gearbeitet, der noch bis zum 31. Oktober Generalbevollmächtigter der Hospital GmbH ist.
Dem Kuratorium gehören laut Hensel verschiedene Kempener Bürger an. Aus der Politik sind die Ratsmitglieder Wilfried Bogedain (CDU) und Irene Steeger (SPD) dabei. Mitglieder des Vorstandes sind Propst Thomas Eicker und Bürgermeister Volker Rübo.
Im Sommer hatte der damalige Geschäftsführer bei der Arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas einen Antrag auf die Aussetzung verschiedener Gehaltszahlungen gestellt. Nach einer Umfrage in der Belegschaft des Hospitals versagte die Mitarbeitervertretung (MAV) jedoch die Unterstützung für den Antrag. Nach der Entlassung Sickings formulierten kommissarische Geschäfsführung und Aufsichtsrat einen neuen Antrag. Der erste wurde zurückgezogen.
Am zweiten Antrag, der auch eine 15-prozentige Gehaltskürzung ab 2012 vorsah, durfte die MAV mitarbeiten. „Deswegen gab es im zweiten Anlauf unsere Zustimmung“, sagte Dr. Hermann Thielen, zweiter Vorsitzender der MAV. Wie gestern berichtet, wurde der Antrag aber von der Tarifkommission abgelehnt. Eine Begründung gibt es dafür nicht.
„Ja“, sagt der kommissarische Geschäftsführer Ralf Barian. Allerdings würde der Einspruch erst in einigen Monaten — wahrscheinlich im Januar — verhandelt. Um die Liquidität des Hospitals zu sichern, sei das viel zu spät. Barian: „Deshalb würde uns der Einspruch kurzfristig nicht helfen.“
Sollte die Hospital-GmbH in ein Insolvenzverfahren geraten, wären die umgebuchten Millionen weg. Dies erklärte Karl Hensel am Mittwoch in einem Pressegespräch. Den Seniorenheimen, die gute Ergebnisse einfahren, könnten dann Mittel für notwendige Umbauten fehlen.
Weil ab 2018 vom Gesetzgeber mehr Einzelzimmer gefordert werden, braucht Kempen ein drittes Seniorenheim. Politik und Verwaltung planen, am Heyerdrink (Gelände frühere Tankstelle) eine dritte Einrichtung zu schaffen. Die Hospital-Stiftung war dafür als Träger ins Spiel gebracht worden.
„Mit dem Thema Trägerschaft befassen wir uns derzeit nicht. Dafür ist es zu früh“, sagt Beigeordneter Hans Ferber. Derzeit gehe es in der Verwaltung darum, ein Konzept für die Einrichtung zu schaffen. Wie kann man auf dem betreffenden Gelände bauen? Sollen dort auch Wohngruppen untergebracht werden? Ferber: „Um solche Fragen geht es derzeit.“
„Die Aussagen von Herrn Hensel mit Blick auf die Hospital-Stiftung habe ich zur Kenntnis genommen. Das ist für das Projekt drittes Seniorenheim aber noch nicht relevant“, sagte Ferber.