Mordversuch: Nachbarn haben nichts bemerkt
Wegen dreifachen versuchten Mordes steht ein lesbisches Liebespaar vor Gericht. Das Verfahren zieht sich in die Länge.
Kreis Viersen. Es ist ein skurriles Verfahren, das da vor dem Mönchengladbacher Landgericht verhandelt wird. Hat die in Nettetal lebende Yvonne E. (45) gemeinsam mit ihrer Geliebten Jana K. (46) mehrfach versucht, ihren demenzkranken Ehemann zu ermorden? Mindestens dreimal soll das lesbische Liebespaar versucht haben, den 62-Jährigen in Hückelhoven umzubringen.
Einmal sollen sie es mit Schlaftabletten versucht haben, die sie in Batida de Coco auflösten, ein anderes Mal sollen sie die Kellertreppe mit Öl und Matchboxautos präpariert haben, um einen tödlichen Sturz zu verursachen. An Sturzfolgen war auch seine Mutter gestorben. Ein anderes Mal soll Yvonne E. ihm auf dem Rückweg von einer nahe gelegenen Gaststätte einen Stein auf den Kopf geschlagen haben. Der Ehemann überlebte jedes Mal.
Donnerstag beschrieben Yvonne E.s Mutter und Stiefvater ihr Verhältnis zu dem Ehepaar. „Ich kann über den Mann nichts Schlechtes sagen“, erklärte die Mutter. Er sei immer ordentlich und sauber gewesen, aber wenig gesellig, habe sich bei Besuchen schnell in sein Zimmer zurückgezogen. Natürlich habe er um die sexuelle Neigung und das Verhältnis zu Jana K. gewusst, sagte der Stiefvater. „Aber darüber spricht man doch nicht“, schrie er beinahe.
Überhaupt schien sehr wenig gesprochen worden zu sein. Die Fußpflegerin sagte aus, sie habe sich zwar gedacht, dass „bei Herrn E. eine leichte geistige Behinderung vorliegt“, aber niemanden gefragt. Auch ein Nachbar konnte nur ein „gut nachbarschaftliches Verhältnis“ mit gegenseitigem Gruß und Pakete-Annehmen bestätigen.
Als er zum Ende der Beziehung die beiden Frauen lautstark streiten hörte, habe er an „Zickenkrieg“ gedacht — und das Fenster geschlossen. Wer von beiden Sätze wie „Ich mach dich fertig — ich nehm dir alles weg“ gesagt habe, habe er nicht gehört. An Mordversuche glaubt er nicht: „Was passiert ist, da seh’ ich die Yvonne nicht für an“, sagte er.
Das Gericht hat inzwischen eine Mappe mit gesammelten „Werken“ des Ehemanns vorliegen. Allein drei handschriftliche Testamente zugunsten von Yvonne E. gibt es. Dazu eine Vaterschaftsanerkennung für den Sohn der Frau, der vor der Beziehung der beiden gezeugt wurde.
Der im Prozess mehrfach erwähnte „Abschiedsbrief“, den E. im Auftrag seiner Frau geschrieben haben soll, bevor sie ihn mit Schlaftabletten auf eine Eifel-Wanderung schickte, soll noch besorgt werden.