Trockene Felder Regen bringt bisher nur bedingt Erleichterung für Landwirte

Das Ende der Hitzeperiode kündigte sich donnernd an. Einem Landwirt vom Niederrhein zufolge reichen die Schauer der vergangenen Tage jedoch nicht aus - die Einschätzung eines Experten.

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Kreis Viersen. Entspannung für die Tiere — viel zu wenig Regen für die Felder: Das ist die Bilanz, die Kreislandwirt Paul-Christian Küskens aus Niederkrüchten nach dem Ende der Hitzeperiode in Deutschland mit ersten Regenfällen zieht. „Regen und die niedrigere Temperaturen bringen vor allem den Tieren in den Ställen Erleichterung. Kühe etwa kehren zu ihren normalen Tagesabläufen zurück.“ Der Boden aber bräuchte viel mehr Regen. Küskens: „Wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Wir brauchen eine Woche Dauerregen.“

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Paul-Christian Küskens, Kreislandwirt

Den Kühen hat die Hitze zu schaffen gemacht wie den Menschen. „Sie sind in der Hitzeperiode nachtaktiv gewesen“, berichtet Küskens, „schon morgens war es zu heiß. Ab 25, 26 Grad fühlen Kühe sich nicht wohl.“ Man sieht es den Tieren an. Ihre Atemfrequenz geht hoch, sie sind träge, stehen in Ecken und suchen frische Luft. „Als Landwirt kann man an solchen Tagen sehen, wo die Belüftung im Stall nicht so gut ist, und gegebenenfalls nachbessern.“

Was Feld und Flur angeht, gibt es allenfalls erste Anzeichen für eine Entspannung. „Einzelne Grasparzellen werden wieder grün“, sagt Küskens. Unterm Strich aber ist noch viel zu wenig Regen gefallen, um den Boden zu durchfeuchten. „Wenn Sie buddeln, stoßen Sie nach fünf Zentimeter wieder auf trockenen Boden.“ Der Boden müsse richtig durchfeuchtet sein, damit sich die Poren wieder öffnen und das Wasser wieder „pflanzenverfügbar“ sei. „Wir brauchen viel und dauerhaften Regen, bis der Boden wieder bis zu einer Tiefe von 30, 40 Zentimeter feucht ist“, sagt Küskens. Starkregen bringt dabei oft keine Lösung, trotz der riesigen Wassermengen. Das Wasser kommt so schnell, dass der Boden sie nicht aufnehmen kann und das meiste Wasser oberirdisch abläuft.

Gut fürs Gemüt des Landwirtes ist es wohl auch, dieses Sommerkapitel abzuschließen. „Ich hab bei mir vor einer Woche Mais geerntet, so früh wie noch nie“, berichtet Küskens; der Ernteertrag war „unterirdisch“, er sei froh, dass er das Elend nicht mehr sehe und nach vorn blicken könne.

Auch Landwirt Stefan Michels aus Viersen hat Einbußen. Der 51-Jährige baut zu einem Großteil Frühkartoffeln an, der Ertrag sei in diesem Jahr ein Drittel geringer als üblich, sagt er. „Das Wetter war einfach zu krass.“ Bald stehe die Rüben-Ernte an: „Die Zuckerrüben sehen sehr schlecht aus“, sagt Michels, der wie Küskens jetzt auf viel Regen hofft.

Die in der Bundespolitik diskutierte Staatshilfe für Landwirte wir auch von Küskens und seinen Kollegen am Niederrhein diskutiert — die Meinungen gehen bei den Landwirten sehr auseinander. „Das wird bei uns sehr kontrovers diskutiert“, resümiert Küskens; er ist der Überzeugung, dass direkte staatliche Hilfe nicht der Königsweg ist.

„Anderes ist viel wichtiger“, sagt er. So wäre es wichtig, solche Wetterkapriolen als „höhere Gewalt“ anzuerkennen; dann hätten Landwirte mit Lieferverträgen die Chance nachzuverhandeln. Ohne dieses Prädikat „höhere Gewalt“ müssten die Produzenten Einbußen hinnehmen, wenn sie nicht die vereinbarten Mengen liefern können. Mit dem Prädikat würde ihre Position gestärkt. Zudem plädiert Küskens dafür, dass Landwirte wie andere Branchen „steuerfreie Risikorücklagen“ bilden dürften. Das wäre wichtig, um ein finanzielles Polster für solche Einbrüche bilden zu können.