Stadtarchiv: Bürgermeisterin soll über Eingliederung verhandeln
Eine Liste mit zehn Forderungen für die Verhandlungen ist nicht mehr verpflichtend.
Viersen. Die Stadt Viersen will mit dem Landrat über eine Eingliederung des Stadtarchivs in einen geplanten Neubau des Kreisarchivs verhandeln. In geheimer Abstimmung sprachen sich am Dienstagabend nach einer leidenschaftlich geführten Debatte 30 Ratsmitglieder dafür aus, 23 dagegen. Ein Ergebnis der Beratungen soll bis 22. September vorliegen. In einer Sondersitzung des Rates könnte dann die endgültige Entscheidung für oder gegen eine Aufgabe des Stadtarchivs fallen.
Gegen die Empfehlung des Kulturausschusses machten die Ratsmitglieder eine Liste von zehn Forderungen für die Verhandlungen nicht mehr verpflichtend. Im Beschluss heißt es nun, „es soll versucht werden, Einvernehmen zu erzielen“. Die zehn Forderungen umfassen unter anderem, dass der Kreis die Miete für das Gebäude des Viersener Stadtarchivs trägt, aber auch einen Kostendeckel für die geplante Neubaumaßnahme und die Verpflichtung, dass das neue Kreisarchiv seinen Sitz in Viersen hat.
CDU und Grüne machten deutlich, dass sie es nicht an Details scheitern lassen wollen — wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen. „Wenn das ,Viersener Modell’ eines Bürgerarchivs bei einer Eingliederung ins Kreisarchiv nicht gesichert werden kann, dann werden wir sagen: Nein!“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Sillekens.
Erstmals positionierte sich auch Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) öffentlich in der Archivfrage. Die ablehnende Haltung der Verwaltung teile sie uneingeschränkt, sagte sie. Auch der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges (CDU) gilt als Kritiker eines ins Kreisarchiv eingegliederten Stadtarchivs. Dennoch sollen beide in den kommenden Tagen die Verhandlungen mit dem Landrat führen. Auf Vorschlag der Grünen wird ihnen jedoch bei den Gesprächen ein Vertreter jeder Fraktion an die Seite gestellt; sie sollen heute benannt werden. Schrömbges reagierte verschnupft: „Dann führe ich aber nicht mehr die Verhandlungen.“
SPD und Linke hatten zuvor erklärt, dass sie gegen eine Aufgabe des Stadtarchivs stimmen würden; die SPD beantragte die geheime Abstimmung.
Hans-Willi Pertenbreiter (FürVie) erkundigte sich beim Ersten Beigeordneten, ob die Stadt Viersen Gespräche mit der Stadt Willich über einen gemeinsamen Betrieb beider Stadtarchive führe. Schrömbges erklärte, es gebe Gespräche als „interkollegialen Austausch“ und betonte: „Es gibt dabei aber keine Punkte, die die Konsistenz erreicht haben, dass sie in den politischen Raum gehören.“
Das wird in Willich offenkundig anders gesehen. In einer Vorlage für den Stadtrat am morgigen Donnerstag heißt es unter der Überschrift „Die Alternative — Kooperation mit der Stadt Viersen“ wörtlich: „Parallel zu den Erörterungen mit dem Kreis Viersen hat die Verwaltung auch Gespräche mit der Stadt Viersen aufgenommen. (...) Im Zuge der Verwaltungsgespräche ist eine intensivere Zusammenarbeit diskutiert und für durchaus sinnvoll und für beide als qualitätssteigernd beurteilt worden. (...) Grundsätzlich vertritt die Verwaltung die Position, dass eine Kooperation mit dem Stadtarchiv der Stadt Viersen und der Beibehaltung des eigenen Stadtarchivs für die Bürger der Stadt Willich die größeren Vorteile bietet.“