Verwaltungen bemühen sich um Beamten-Nachwuchs
Dem öffentlichen Dienst der Städte und Gemeinden im Kreis Viersen droht in naher Zukunft eine Pensionierungswelle.
Kreis Viersen. Das Bundesverwaltungsamt hatte jüngst vor einer massiven Personalnot im öffentlichen Dienst in den kommenden Jahren gewarnt. „Die absehbare Pensionierungswelle macht uns zu schaffen“, sagte Präsident Christoph Verenkotte und forderte gleichzeitig ein „riesiges Einstellungsprogramm“. Auch für die Städte und Kommunen des Kreises Viersen ist der Beamtenmangel ein wichtiges Thema. Von einem Notstand will man dort nicht sprechen, doch man bemühe sich bereits seit Jahren um Nachwuchs.
Grund sind die Pensionierungen in der Generation der sogenannten Babyboomer. Ein Großteil der Arbeitnehmer, die nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Mitte der 1960er Jahre geboren wurden, wird in den kommenden fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Das werde sich auch in der öffentlichen Verwaltung zeigen, meint Verenkotte. „Ich sehe, dass wir nicht alle Stellen nachbesetzen werden“, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Er fürchte, dass die Verwaltungen kollabieren könnten.
So dramatisch werde es in der Stadt Viersen jedoch nicht werden, sagt Gerd Verstegen, Leiter der Personalabteilung. „Aber wir haben das Thema im Blick“, sagt er. Die Beamten werden allerdings nicht das größte Loch reißen: Von den voraussichtlichen 25 Mitarbeitern, die in zwei Jahren ausscheiden werden, hatten vier die Beamtenlaufbahn eingeschlagen, der Rest sind Tarifangestellte. Im Jahr 2025 verlassen wahrscheinlich 32 Mitarbeiter aus Altersgründen die Stadtverwaltung, davon acht Beamte. Die würden aber wiederum etliche Führungsposten hinterlassen. Darauf müsse die nachkommende Generation frühzeitig vorbereitet werden, sagt Gerd Verstegen. Die Stadt Viersen hat darum unter anderem die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze seit dem Jahr 2014 von drei bis fünf auf sechs bis acht aufgestockt.
Im Kreis Viersen stellen Beamte etwa 37 Prozent der gesamten Belegschaft. Ein Viertel von ihnen sind 55 Jahre oder älter. „Um die Abgänge auffangen zu können, bildet der Kreis verstärkt aus, insbesondere im Beamtenbereich“, sagt Sprecher Markus Wöhrl.
Zudem versuche der Kreis Viersen, Beamte aus anderen Kommunen für einen Wechsel zu gewinnen. Von den 1061 Mitarbeitern gehören 46 Prozent der Verwaltung an. Deren Altersstruktur liege aufgeschlüsselt nicht vor. Das Durchschnittsalter aller Mitarbeiter aber betrage 45 Jahre, bei den Beamten liege dieser knapp über 42 Jahre. „Hier machen sich die Ausbildungspolitik und die Einstellung junger Beamter bereits bemerkbar“, sagt Wöhrl.
Die Stadt Nettetal kriege ihre Stellen zwar aktuell noch besetzt, sagt Sprecherin Roswitha Karallus. „Doch es ist klar, dass wir Probleme haben werden.“ Von den derzeit 412 Beschäftigten würden im Jahr 2022 rund 32 altersbedingt ausscheiden, 2027 sind es 62, nach 2027 sogar 94. „Das betrifft die komplette Verwaltung“, sagt Karallus. Die Stadt setze auf den Nachwuchs: Ab dem Sommer gebe es zwölf Auszubildende.