Frühe Hilfe gegen spätere Gewalt

Die SPD will die vorbeugende Arbeit in Viersen verstärken und arbeitet an einem entsprechendem Konzept.

Viersen. Am Anfang steht das Geld: "Wir haben in Viersen festgestellt, dass die Kosten für Hilfen zur Erziehung, etwa für Unterbringung in Heimen, ungeheuer gestiegen sind", sagt Jochen Häntsch, Leiter des jugend- und sozialpolitischen Arbeitskreises der Viersener SPD-Ratsfraktion. 2001 seien es noch unter sechs Millionen Euro gewesen, im vergangenen Jahr bereits über zehn Millionen Euro. Häntsch: "Da sieht man, wie sich das entwickelt hat - das ist haushaltsmäßig nicht mehr zu verkraften."

Die Sozialdemokraten wollen dieser Entwicklung entgegensteuern und fordern, dass der "Intensivierung der Prävention" in der Viersener Politik eine herausragende Bedeutung eingeräumt wird, wie auf einer jugendpolitischen Fachtagung der Fraktion im Forum zu hören war. Wegen der "problematischen Haushaltslage" sollten Veränderungen und Neuerungen allerdings "möglichst kostengünstig" sein. Derzeit arbeitet man an einem Präventionskonzept, das in absehbarer Zeit in die Ausschüsse und den Rat gebracht werden soll.

Im Zentrum steht laut Häntsch das "frühe Eingreifen bei Problem-Familien". "Es gibt Dinge, die einfach wichtig sind für die Entwicklung des Kindes - wie das Selbstwertgefühl und vor allem menschliche Bindungen." Wenn diese in der Familie fehlten, so der Sozialdemokrat weiter, könne es später zu Jugendkriminalität und häuslicher Gewalt kommen.

Eine möglichst frühe Hilfe sei auch deswegen wichtig, weil sich viele der so genannten Problem-Familien gegen sie "sperren" würden, wenn bereits etwas mit den eigenen Kindern vorgefallen sei. "Aber rund um die Geburt ist die Freude noch groß", sagt Jochen Häntsch und nennt die Stichworte "aufsuchende und niederschwellige Hilfe" sowie "Dormagener Modell" (siehe Kasten).

Aber auch Viersen braucht sich nach Ansicht der SPD nicht zu verstecken: In der Abschlusserklärung der Tagung wird die bisherige Entwicklung im Präventionsbereich mit "enger Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, freien Trägern und anderen Institutionen wie Kinder- und Geburtsklinik" ausdrücklich gelobt.

"Wir wollen das weiterführen und finanziell absichern", sagt Häntsch. Man könne zwar nicht nachweisen, wieviel Geld durch Prävention eingespart werde, "aber es wird sich auf jeden Fall auszahlen - langfristig".