Grefrath/Viersen. Es sind noch mehr Jobs als befürchtet, die beim Automobilzulieferer Henniges (früher Draftex und GDX) in Grefrath bedroht sind. "Es geht um 815 Arbeitsplätze", sagte der Insolvenzverwalter Wolf-Rüdiger von der Fecht am Montag im Gespräch mit der WZ. Ein Großteil der Belegschaft, so ist aus Gewerkschaftskreisen zu hören, kommt - neben Grefrath und Mönchengladbach - aus Viersen.
Vier Tage nach dem Insolvenzantrag von Henniges informierte der Düsseldorfer Anwalt gestern die Belegschaft über die Situation im Werk an der Bahnstraße. "Wir kämpfen für den Erhalt des Standorts, und ich bin optimistisch, dass uns das gelingt", sagte von der Fecht.
Alle Arbeitsplätze können aber nicht gerettet werden. "Wegen der Automobilkrise muss Personal abgebaut werden. Das steht fest", stellte der Insolvenzverwalter klar. Beim Antrag handele es sich um ein so genanntes vorläufiges Insolvenzverfahren. In den kommenden drei Monaten werde geprüft, wie die Zukunft des Unternehmens aussehen kann.
"Wir gehen jetzt auf Kundentour. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen und die Aufträge für den Standort zu erhalten", so von der Fecht. Mit der "guten Qualität" des Betriebes will er Kunden wie VW, Audi, Daimler oder BMW vom Standort Grefrath überzeugen. Der Insolvenzverwalter will eine "langfristige Perspektive" entwickeln. Das Problem sei, dass auch die Auftraggeber wegen der Finanzkrise unter großem finaziellen Druck stehen.
Die Probleme für das Werk an der B509 hätten sich verschärft, weil ein anderer Henniges-Betrieb im tschechischen Ostrava ebenfalls Insolvenz angemeldet hat. "Für dieses Werk wird von Grefrath aus entwickelt", ergänzte von der Fecht. In Ostrava stehen 1200 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Laut von der Fecht war die Stimmung im Werk gestern "bedrückt, aber nicht hoffnungslos". "Das sind alles loyale und gute Mitarbeiter, die für ihren Betrieb kämpfen werden." Der Betriebsrat wollte sich gestern noch nicht zu den Zukunftschancen äußern. "Nach dieser Hiobsbotschaft wird es jetzt viele Beratungen geben. Erst danach werden wir eine öffentliche Stellungnahme abgeben", erklärte Betriebsrats-Mitglied Stefan Winter.
Die Industrie-Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) verweist auf eine Bestandsgarantie für das Grefrather Werk bis Mitte 2010. "Der Investor hat diese Garantie im Tarifvertrag abgegeben. Dieser Verantwortung kann er sich nicht entziehen", sagte Bezirksleiter Jörg Esser. Nach Angaben der Gewerkschaft plant der US-Investor Wynchurch Capital, sich aus dem europäischen Automobilmarkt zurückzuziehen.
Unterdessen hüllt sich die Konzernführung immer noch in Schweigen. Die Geschäftsführung lehnte gestern jegliche Stellungnahmen zur Zukunft des Betriebs ab.