Abschied mit Wehmut
Am Samstag schließt der alte Edeka-Markt an der Hochstraße. Der Neubau wird am 6. Dezember eröffnet.
Schiefbahn. Am Samstag ist endgültig Schluss. Leiterin Rosemarie Dietrich wird mit ihren verbliebenen Mitarbeiterinnen Gertrud Ropertz, Conny Heyer und mit ihrer Tochter Sylvia Pohlen den Edeka-Markt an der Hochstraße 64 abschließen. Seit 1975 konnte dort eingekauft werden. Die Kunden brauchen aber nicht allzu lange auf Edeka verzichten: Am 6. Dezember wird 200 Meter entfernt ein neuer, größerer Markt eröffnen.
„Natürlich ist Wehmut dabei, aber alles hat zwei Seiten“, sagt Rosemarie Dietrich (58), Sie war von Beginn an dabei, zuletzt 15 Jahre als Filialleiterin. Ihr persönlicher Vorteil: „Endlich kann ich mal den Heiligabend im Kreise meiner Familie genießen und brauche nicht um vier Uhr morgens aufzustehen.“ Dietrich wohnt in Alsdorf bei Aachen und legte jeden Tag 140 Kilometer zurück.
„Es war eine gute Zeit, ich habe hier gerne geareitet“, erzählt die Chefin von zuletzt 13 Mitarbeitern. Früher sei noch mehr los gewesen: „Da gab es Aldi und Netto noch nicht.“ Etwas stolz ist sie darauf, dass ihr das Stammpersonal lange die Treue gehalten hat. So gehören zum Beispiel Ute Wasser, Roswitha Heilmann oder Gertrud Ropertz seit etlichen Jahren dazu. „Hahn im Korb“ war Metzger Stefan Gathen, der auch im neuen Edeka-Markt arbeiten wird. Wie zehn seiner Kolleginnen auch.
Zu vielen Kunden entstand ein sehr persönliches Verhältnis. So wurde auch mal ein Auge zugedrückt, wenn Kunden mit vollem Einkaufswagen ihre Geldbörse vergessen hatten. Dietrich: „Dann konnten sie halt am nächsten Tag bezahlen.“
Der Edeka-Markt war in einem Haus mit Geschichte untergebracht. Gebaut wurde das Gebäude 1938: Dort befand sich bis 1975 das Schiefbahner Kino, das „Capitol Theater“ mit seinen 340 Sitzplätzen. Magda Harthrat hieß die erste Kinobesitzerin, ihr folgten 1963 Tochter Lore und Schwiegersohn Frank Pourie.
Die beiden Pouries wohnen immer noch in dem Gebäude an der Hochstraße 64 und versuchen, einen Nachfolger für die rund 350 Quadratmeter große Ladenfläche im Erdgeschoss zu finden, Frank Pourie (77): „Bislang noch Fehlanzeige.“
Rosemarie Dietrich freut sich jetzt erst einmal auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Gefeiert wird am Heiligabend bei Sohn Sven (36) in Alsdorf, unter anderem mit ihren drei Enkeln. Und wie geht es beruflich weiter? Sie lässt dies noch offen: „Zumindest habe ich dann mehr Zeit, meine Mutter zu pflegen und mich intensiver um sie zu kümmern.“