Altstadt-Geflüster: Trampelpfad und Ziegenkäse
Neues von der Baustellen- Situation aus der Stadt wie Schutt und Asche. Und: Latte Macchiato in Turmform.
Willich/Tönisvorst. Da wird mit den Füßen abgestimmt: Viele Hundebesitzer, aber auch „Solo-Spaziergänger“ kennen den Schleichweg, der am Hilfswerk medeor vorbeigeht und zum Radweg auf der Schlufftrasse führt. Da hat wohl die Stadt etwas gegen diese Anbindung gehabt und einen Zaun von rund eineinhalb Metern aufgebaut. Jetzt kommt die Sache mit der Abstimmung und den Füßen: Was machen die Leute? Sie laufen einfach um den Zaun herum. Es ist ja auch komisch, wenn ein solcher Trampelpfad einfach dichtgemacht werden soll.
Wir haben an dieser Stelle schon lange nicht mehr über Baustellen in der benachbarten Großstadt abgelästert, sie wissen schon, die „Stadt wie Schutt und Asche“. Besonders schön ist derzeit die Regelung am früheren Kaufhof, St. Töniser-Straße Ecke Ostwall. Kommt man aus Richtung St. Tönis steht man oft genug an dieser Ampel und wartet, wartet, wartet. Zum Teil, weil die Bauarbeiter sich breit machen, zum Teil aber auch wegen der langen Rotphasen. Diese sind eigentlich nur noch gut, um den Geradeaus-Verkehr vielleicht etwas zu reglementieren. Autos, die von links vom Ostwall kommen, dürfen nur noch Richtung St. Tönis abbiegen, von rechts kann kein Auto mehr kommen. Und trotzdem: An der Ampel zieht es sich. Von der anderen Seite kommend sieht es sogar oft danach aus, als habe man bewusst die Grünphasen verlängert. „Stümper“, bemerkte neulich ein wartender Autofahrer in Richtung Planer. Der Stadtflüsterer schließt sich solch harscher Kritik ausdrücklich nicht an.
„Späßle g’macht.“ Da haben wir doch vergangene Woche darüber berichtet, dass sich Willi Schmitz, Gastronom und Brauer aus Anrath, mit dem Herstellen von Ziegenkäse ein zweites Standbein erarbeiten wolle. Jeteki’es-Willi sollte das Produkt heißen und eine erste Verkostung war für den 1. April angesetzt. Woher wir das alles wussten? Nun, das hatte uns das Anrather Urgestein Friedel Kluth „gesteckt“. Der musste allerdings auch mit dem „Echo“ von Willi Schmitz leben. Der hatte an seiner Gaststätte einen Aushang plaziert: „Liebe Freunde von Willis Jeteki’es. Da die Jakob-Krebs-Straße ja momentan als Durchfahrtstraße genutzt wird, haben wir uns kurzfristig entschlossen, die Verkostung in ein weniger befahrenes Gebiet zu verlegen. Adresse ist: Neersener Straße 24, bitte bei Herrn Kluth klingeln.“ Letzterer Herr Kluth schwört Stein und Bein, dass er die gleiche Verlautbarung in seinem Briefkasten vorgefunden hat — mit einem Paket Jeteki’es.
Der Mann kämpft mit Engagement und versucht es mit noch mehr Überzeugungskraft. Uwe Leuchtenberg (SPD) will Bürgermeister von Tönisvorst werden. Gleichzeitig achtet er aber schon sehr darauf, dass ihm der Humor nicht abhanden kommt. Beispiels gefällig? Wie ist sein Plan B, falls er am 25. Mai doch nicht gewählt wird? „Ich trete nochmal an“, sagt er den verblüfften Journalisten. „Wenn ich verliere, wird Rüdiger Eberspächer von den Unabhängigen Bürgermeister. Und der wird sich ein Jahr später für den Landratsposten bewerben. Dann kann ich mich doch wieder vorstellen, oder?“
„Schönes Tönisvorst“ — mit Plakaten, die hübsche Motive aus der Stadt zeigen, macht die CDU auf sich aufmerksam. Überall kommt das nicht immer so gut an. Da soll es durchaus Widerstand geben und — jedenfalls wird das hinter vorgehaltener Hand gemunkelt — einen Gegenentwurf. Mehr dazu im Stadtgeflüster der nächsten Woche.
Wenn man schon in einem Turm-Café arbeitet, muss man zumindest auch einen Café in Turmform anbieten. Das jedenfalls haben sich die Verantwortlichem des Café „Eigenwillig“ im St. Töniser Wasserturm gedacht. Weshalb man dort seinen Latte Macchiato aus einem Glas in Turmform schlürfen kann.
Das klang doch alles sehr schön, was da in der vergangenen Woche an Plänen für das ehemalige Kress-Gelände in St. Tönis vorgelegt wurde. Woran es bislang mangelt in diesem Bereich des Mayswegs, sind kulinarische Angebote. Eines gibt es: die Frittenbude auf dem Parkplatz von Kress. „Die ist Mieter und soll dort auch bleiben“, sagt Stephan van der Kooi, dessen Firma das Gelände gekauft hat und der es entwickeln will. Jetzt heißt es also: An der Vielfalt arbeiten.
Der Letzte macht das Licht an. Der Spruch ist falsch, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Aber im Fall des Mertenshofs in St. Tönis stimmt er. Eigentlich ist das Etablissement ja verlassen. Aber: Kaum ist die Dunkelheit angebrochen, geht draußen die volle Festtagsbeleuchtung an dem Gebäude an. Wer trägt dafür eigentlich die Stromkosten? Es gibt Fragen, die möchte der Flüsterer nicht beantwortet haben.