Anrath: „Absolut glückliches Lächeln“

Vier Wochen haben 23 Kinder aus der Gegend von Tschernobyl in Willich verbracht.

Anrath. Die Zeit ist wieder einmal wie im Flug vergangen. Das mussten am Mittwoch die 23 Kinder aus dem weißrussischen Kalinkovitschi, 80 Kilometer von Tschernobyl entfernt, und deren Gastfamilien beim gemeinsamen Abschiedsnachmittag feststellen. Im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche in Anrath trafen alle ein letztes Mal zusammen, um bei Kaffee und Kuchen zu klönen, bevor es am Sonntagmorgen auf die rund 2000 Kilometer lange Heimreise geht.

Wie in jedem Jahr hatte die Tschernobyl Kinderhilfe Willich die Kinder aus Russland für vier Wochen eingeladen. "Unsere 19 Gastfamilien waren super. Wir hoffen, alle im nächsten wiederzusehen und auch neue gewinnen zu können", sagt Peter Küppers von der Kinderhilfe. "Je mehr Gastfamilien es gibt, desto mehr Kindern können wir hier einen Aufenthalt ermöglichen." Es sei alles hervorragend gelaufen, zieht er ein positives Resümee des diesjährigen Besuches. "Es war spannend. Die Unterschiede in der Sprache führten dazu, dass wir mit Händen und Füßen geredet haben."

"Es gab oft Missverständnisse, und wir haben wirklich viel gelacht", erinnert sich Beate Waddey-Rex an die vier Wochen mit dem elfjährigen Nikita. Was Sohn Valentin (14) am meisten erstaunt hat: "Dass man mit einfachen kleinen Dingen, die uns selbstverständlich sind, ein absolut glückliches Lächeln bei Nikita auslösen konnte", sagt er. Für die Anrather Familie ist klar, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Das geht auch Familie Becker-Sanke so.

Zum zweiten Mal waren sie in die Rolle der Gasteltern geschlüpft. "Wir leben einfach unseren ganz normalen Alltag mit unseren beiden Töchtern, der derzeit für ein Jahr bei uns weilenden brasilianischen Austauschschülerin und unserem Ferienkind Nastja. Schwimmen gehen, wandern, Kino, shoppen - halt alles, was immer bei uns passiert", erzählt Ute Becker-Sanke. Eine Überraschung für Nastja gab es aber doch. Beim Familienbesuch in Kassel konnte die 14-Jährige Russisch sprechen, denn das spricht "unsere Kasseler Oma", verrät Becker-Sanke.

Man habe viel Spaß gehabt. Die Sprache sei nebensächlich gewesen. Die Verständigung funktioniere immer, fügt Tochter Antonia (16) an. "Die Freundschaft hier wird immer fester, das ist schön. Mein Herz klopft immer vor Freude, wenn ich hier bin", betont Anna Schachnova, eine der begleitenden Lehrerinnen. Auch sie hofft, im nächsten Jahr wieder mit vielen Kindern nach Willich kommen zu können.

Viele schöne Erinnerungen wurden am Abschiedsnachmittag ausgetauscht, und so manches Anekdötchen machte noch einmal die Runde. Ob das normale Familienleben in der Gastfamilie oder die gemeinsam mit der Kinderhilfe unternommenen Ausflüge - alles sind Erinnerungen, von denen die Kinder noch lange zehren werden, wenn sie wieder daheim sind.