Arbeit: Fachkräfte verzweifelt gesucht

Ob Schweißer oder Ingenieur – die Aussichten auf dem Stellenmarkt für Spezialisten sind gut wie lange nicht. Die Jobangebote sind um ein Viertel gestiegen.

Tönisvorst. Langsam wird es Frühling auf dem Arbeitsmarkt. Trotzdem suchen auch in Willich und Tönisvorst nach wie vor knapp 2500 Menschen eine Stelle, Arbeitgeber haben eine große Auswahl. Doch es gibt auch Ausnahmen. "Facharbeiter werden immer gesucht. Das höre ich auch von den Kollegen”, sagt Jochem Graeven, Geschäftsführer der Graeven Metalltechnik GmbH im Tönisvorster Gewerbegebiet Tempelshof. "Und das ist nicht erst seit gestern so.” So sucht Graeven zurzeit händeringend einen Schweißer für Titan und Sonderwerkstoffe. Gerade Schweißer seien rar. Graeven erklärt, warum: "Es gibt keine Schweißerausbildung.” In der Regel würden gelernte Schlosser oder Metallbauer innerbetrieblich weitergebildet. Zudem gilt: Für jeden einzelnen Werkstoff muss eine eigene Schweißverfahrensprüfung abgelegt werden, die vom Tüv abgenommen wird. Schweißer ist also nicht gleich Schweißer. Doch Graeven wäre schon froh über einen guten Mitarbeiter, den er in seinem Unternehmen entsprechend schulen könnte. Doch Fachkräfte sind rar. "Jetzt, wo die Wirtschaft anzieht und die Auftragsbücher voll sind, hat sich eine Lücke entwickelt - so werden beispielsweise Metallarbeiter und Ingenieure gesucht. Auch einige Speditionsunternehmen brauchen neue Leute”, sagt Joachim Ludewig, Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein. Ein Eindruck, den auch die Agentur für Arbeit bestätigt. "Seit Mitte letzten Jahres sind die Stellenmeldungen in diesem Bereich um ein Viertel nach oben gegangen", sagt Anja Knoblich, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Krefeld. Gesucht würden vor allem Schlosser, Mechaniker, Elektriker, Logistikkräfte und Schweißer mit Zusatzkenntnissen. Das Baugewerbe habe diesmal keinen üblichen Winter erlebt. "Das liegt sicher auch am milden Wetter", so Knoblich. Dennoch sieht sie einen positiven Trend und einen erhöhten Bedarf an Facharbeitern. Denn: "Das konjunkturelle Wachstum ist am Arbeitsmarkt angekommen." Und das macht es für Graeven und seine Kollegen vielleicht noch schwieriger, vakante Stellen zu besetzen: "Fertige Leute sind kaum zu bekommen - es sei denn, einer der Kollegen geht in Konkurs", sagt Jochem Graeven. Zudem mangele es an Nachwuchs. "Es gibt Modeberufe, zum Beispiel in der Computerbranche, die junge Menschen interessanter finden." Außerdem würden die Betriebe während der Ausbildung zu sehr eingeschränkt und viele potenzielle Nachwuchskräfte brächten schulische Defizite mit. Es könnte also gut sein, dass die Suche für Graeven noch einige Zeit weiter geht.