Austausch: Viele Infos stimmen nicht

Barbara Bormann aus Vorst studiert in Kapstadt und berichtet über ihre Erfahrungen in der Westdeutschen Zeitung.

<strong>Kapstadt/Vorst. Der offizielle Teil meines Auslandssemesters ist vorbei. Nachdem die Vorlesungen beendet und die letzten Essays abgegeben waren, hatten wir eine Woche lang frei, um uns auf die Klausuren vorzubereiten - dafür wurde sogar extra die Bibliothek sonntags geöffnet. Über einen Zeitraum von fast drei Wochen wurden dann Klausuren geschrieben. Als ich dann wirklich die letzten Blätter abgegeben hatte, konnte ich mir ein Jubeln nicht verkneifen.

Die Zeit an der Uni hat mir gefallen, aber es war doch ganz schön anstrengend. Im Nachhinein bin ich allerdings von der Betreuung ziemlich enttäuscht: Nachdem die Studiengebühren bezahlt waren, gab es keine Betreuung mehr vom International Office. Auch viele der Informationen, die wir Ausländer bekommen hatten, stimmten bei näherem Nachfragen nicht.

Jetzt genieße ich noch ein bisschen die Stadt und das Wetter, denn während es in Deutschland das erste Mal geschneit hat, beginnt hier gerade der Sommer. Mit Freunden erkunde ich die Umgebung von Kapstadt: den botanischen Garten in Kirstenbosch, die noblen Vororte mit Weingütern im Süden der Stadt, die Strandpromenade von Camps Bay. Ein paar Museen habe ich mir auch angeschaut, und das bisherige Highlight war der Besuch bei den Pinguinen von Boulder’s Beach.

Ich bin froh, dass ich all das nicht persönlich erlebe, ich fühle mich auch so schon unsicher genug. Nach Einbruch der Dunkelheit verlasse ich meine Wohnung nicht mehr, ich trage keinen Schmuck. Für den Fall der Fälle habe ich immer 100 Rand (knapp zehn Euro) in der Tasche, damit ein möglicher Räuber nicht vor lauter Frustration gewalttätig wird, wenn er nichts bekommt. Ich freue mich darauf, mich in Deutschland wieder völlig frei bewegen zu können.

Für mich als Politikstudentin ist hier auch gerade die beste Zeit: Politisch befindet sich Südafrika in einer Umbruchphase, im Dezember wird der neue Präsident der herrschenden Partei gewählt. Politik ist hier Straßenthema. An jeder Supermarktkasse erfahre ich die Meinungen der Leute, und ich habe das Gefühl, dass hier wirklich etwas passiert.