Willich Bundestags-Vize Michaela Noll lobt die Vereinsarbeit in Willich
Die Vize-Präsidenten des Bundestagstages, Michaela Noll, ließ sich von Uwe Schummer die Sportanlagen der Stadt zeigen — und kam mit den Willichern ins Gespräch.
Willich. Zwei Bundestagsmitglieder spazieren durch das Sport- und Freizeitzentrum Willich, sehen Schülern an der Weitsprunggrube zu, erleben einige Jogger und Läufer, hören die „Plopps“ vom benachbarten Tennisgelände oder schauen einem Modellbauer zu, der sein kleines Motorschiff über den Weiher steuert. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren — vor allem aus ihrer gemeinsamen Zeit in Berlin. Denn sowohl Uwe Schummer (60) als auch Michaela Noll (57, aus Mettmann) gehören seit 2002 dem Deutschen Bundestag an.
Über die Frauen-Union war die Justiziarin Michaela Noll, die eine von sechs Vize-Präsidenten des Deutschen Bundestagstages ist, in die Politik gekommen. Und da ihr Uwe Schummer oft von den optimalen Sportanlagen und vom starken Engagement der Willicher Ehrenamtler berichtet hatte, wollte sie sich dies an Ort und Stelle einmal anschauen.
Uwe Schummer hatte sich einen „Vorzeige-Verein“ ausgesucht: den rund 2400 Mitglieder starken DJK/VfL Willich, in dem die Menschen je nach Fähigkeit in 13 Abteilungen Breiten- wie Leistungssport betreiben können. „Die Anlage hier ist schon stark, vor allem, dass hier alle Altersgruppen etwas finden. Sehr interessant finde ich persönlich Ihre neue Rugby-Abteilung“, sagte sie zum DJK/VfL-Vorsitzenden Helmut Frantzen.
Danach traf man sich im kleinen Vereinsheim zu einem Gedankenaustausch. Dabei spielten neben dem wichtigen Ehrenamt die mangelnde Bewegung der Kinder, das geänderte Freizeitverhalten und die Integration eine wichtige Rolle.
Mit dabei waren einige Abteilungsleiter, so Thomas Rips vom Judo. Er leitet eine Gruppe, in der junge ausländische Kinder und Jugendliche trainieren und sich auch beim Ballspiel bewegen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass sich, als das Angebot lief, viele andere trauten, ebenfalls zum Training zu kommen. Auch wenn vielleicht für den ein oder anderen Judo nicht das richtige Angebot war, lernten sie aber andere Abteilungen kennen, vor allem den Fußball- oder den Tischtennissport.
Ein anderes Beispiel nannte Helmut Frantzen. Ein traumatisierter Familienvater aus Tschetschenien suchte für seine beiden Jungs beim DJK/VfL eine sportliche Betätigung, fand auch etwas beim Tischtennis. Als Dank dafür half der Vater in der Radreparatur-Werkstatt mit. Frantzen: „Und er lehnte ein kleines Trinkgeld, das man im anbot, empört ab.“
Multiplikatoren, also Menschen, die sie an den Sport heranführen, scheinen wichtig zu sein. „Es muss uns gelingen, das Netzwerk enger zu machen, mehr Ehrenamtler zu gewinnen, die für ihre Arbeit auch eine Anerkennung bekommen sollten“, sagte Michaela Noll. Sie habe den wichtigen integrativen Sport beim TSV Hochdahl erlebt. Sie erinnerte ferner an Bürgerpreise, die es seit langem im Kreis Mettmann für besonders verdienstvolle Ehrenamtler gibt. Noll: „Ziel dabei sollte sein, dass das Ehrenamt noch mehr in die Öffentlichkeit gerückt wird.“
Weiter schlug sie vor: „Vielleicht ist ja auch das Freiwillige Soziale Jahr eine Möglichkeit, daraus Menschen zu gewinnen, die die Sportvereine unterstützen.“ Davon hielt aber Helmut Frantzen vor allem aus Kostengründen nicht allzu viel: „Dieses Angebot können sich die kleineren Vereine nicht erlauben, sie müssten dann monatlich zwischen 500 und 700 Euro zuschießen.“
Uwe Schummer wünscht sich eine größere Kooperation zwischen den Schulen und den Vereinen: „Die jungen Menschen könnten dann tagsüber in den Schulen und danach in den Sportvereinen arbeiten.“
Bei allen Diskussionsbeiträgen, bei denen es um die Integration von jungen Menschen ging, bat Werner Hanewinkel, Vorsitzender der Senioren-Union in Willich, darum: „Vergesst bloß nicht unsere Generation, wir wollen auch noch lange fit bleiben.“ Hanewinkel weiß, wovon er spricht: Der 73-Jährige hat im vorigen Jahr noch einen Marathon-Lauf geschafft.