Inklusion in Anrath Chaos ist im Inklusionstheater Kunst

Anrath · Am 17. Juni bringt das „Miteinander Theater“ das Stück „Peter und der Wolf oder warum es dem Wolf nicht gelang, die Ente zu fressen“ auf die Bühne. Im Anrather Lise-Meitner-Gymnasium wird Inklusion gelebt.

Das „Miteinander Theater“ freut sich auf die Premiere von „Peter und der Wolf oder warum es dem Wolf nicht gelang, die Ente zu fressen“.

Foto: Bianca Treffen/Bianca Treffer

„Alle, die in der Lage sind sich hinzustellen, bitte ich einmal aufzustehen“, ordnet Charlie Schierbaum an. Die Gruppe reagiert sofort. Alle, bis auf die drei Rollstuhlfahrer, erheben sich. „Ich kann laut und deutlich artikulieren“, gibt Schiermann, die die Regie innehat, vor. Die vier Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums, 14 Bewohner des Hauses Anrode sowie der Heilerziehungspfleger-Auszubildende Jonas wiederholen den Satz.

Was für die Siebt- und Achtklässler sowie für Jonas kein Problem darstellt, gestaltet sich für den einen oder anderen Menschen mit Handicap aus der Einrichtung der Lebenshilfe etwas schwerer. Aber jeder schafft letztlich auf seine Art, wobei es viel Lob von der Regie gibt. Während die 19 Schauspieler sich auf die Generalprobe vorbereiten, ist auf der Bühne leises Hämmern zu hören. Waleed Ibrahim, der zusammen mit Beate Krempe für das Bühnenbild zuständig ist, befestigt die gemalten Schränke rechts und links der Bühne. Eine wunderschöne Waldkulisse mit Bäumen, Sträuchern und dicken Fliegenpilzen bestimmt den Hintergrund. Vögel, Schmetterlinge, Rehe und weitere Waldtiere bewegen sich auf der 8,40 Meter langen und 3,30 Meter breiten handgemalten Kulisse. Der vordere Bühnenaufgang hat sich in eine Teichlandschaft mit Fischen und Schilf verwandelt. Ein großes Schild mit dem Wort „Backstage“ zeigt an, dass man sich hinter der Bühne befindet, was auch unschwer an der Kleiderstange mit den vielen Kostümen sowie weiteren Requisiten zu erkennen ist.

Das „Miteinander Theater“ bringt das Stück „Peter und der Wolf oder warum es dem Wolf nicht gelang, die Ente zu fressen“ zur Aufführung. Seit Anfang des Jahres laufen die Proben beim Inklusionstheater, bei dem die Bewohner des Hauses Anrode der Lebenshilfe Kreis Viersen gemeinsam mit den Schüler des Anrather Gymnasiums Theater spielen. Am 17. Juni steht die Premiere im Forum des Gymnasiums an. „Wir haben das Miteinander Theater nach der Corona-Pause neu aufgestellt und möchten zukünftig auch Menschen aus den Seniorenheimen als Mitspieler gewinnen“, sagt Christine Schierbaum.

Was die Fachkraft der regionalen Sozialraumarbeit bei der Lebenshilfe Kreis Viersen besonders freut, ist die Tatsache, dass die Aktion Mensch das Theater mit einer Förderung über fünf Jahre unterstützt und man sich damit in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel dem Bühnenbild, professionelle Unterstützung holen kann. Die letzten Vorbereitungen laufen. Christine Schierbaum bindet Ingrid, die im Stück die Cafeteria des Theaters leitet, die Schürze um. „Ingrid will immer eine Köchin spielen, also bauen wir das ins Stück ein“, sagt Schierbaum lächelnd. Paul hat seinen Hausmeisterposten bezogen und auf der Bühne haben Julia, Friedhelm und Marieke zu Besen und Staubwedeln gegriffen, denn mit einer Putzszene geht es los.

Das Stück beginnt. Es spielt dabei Backstage. Man befindet sich eine Stunde vor der eigentlichen Aufführung von „Peter und der Wolf“, wie die eingespielte Musik verrät, doch irgendwie klappt überhaupt nichts. Die einen finden ihr Kostüm nicht,  die anderen wissen nicht, wann sie ihren Auftritt haben und die nächsten kennen ihren Text plötzlich nicht mehr, wie die Regie, gespielt von Gertrud und Emily, mit Schrecken feststellen muss. Obendrauf gibt es dann auch noch den gewerkschaftlich organisierten Hausmeister des Theaters. Das Chaos ist perfekt und doch gibt es eine Rettung. Auf der Bühne wird Hand in Hand gespielt. Die Rollstuhlfahrer sind in die Geschichte integriert. So wird Sven von Jonathan gefahren, wobei die beiden ein Fotografenteam aus Hollywood spielen. Auch Emily und Gertrud sind ein eingespieltes Rollstuhlfahrer-Schieberteam.

Ob Handicap oder nicht, die Freude gemeinsam zu spielen ist allen anzusehen. Man geht aufeinander ein. Berührungsängste gibt es nicht. Das Theater spielen verbindet und die Aufregung kurz vor der Premiere zu stehen ist bei allen gleich groß.