Der Blues und alles, was ihn so ausmacht

Im Saal Krücken ging die fünfte Willicher Blues Night über die Bühne. Mit einer begnadeten Wrecia Ford als Headlinerin.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Mit jedem Stück, das die „Flat Blues Ltd“ zu Beginn der Willicher Blues Night 2016 spielte, umso voller wurde es im Saal Krücken. Umso besser wurde die Stimmung im Saal. Und die Organisatoren um den Blues Club Niederrhein freuten sich auch sichtlich, dass ihre Veranstaltung aus dem Veranstaltungskalender der Blues-Freunde am Niederrhein nicht mehr wegzudenken ist. Zudem haben es die Aktivisten um Peter Lenzen wieder geschafft, einen nicht nur abwechslungsreichen Abend auf die Beine zustellen — denn Blues ist nun mal extrem vielschichtig. Sondern sie hatten mit Wrecia Ford aus New York eine begnadet gute Sängerin nach Willich locken können.

Mit noch reichlich Bewegungsfreiheit vor der Bühne und im Saal startete Lenzens Band, die „Flat Blues Ltd.“, in die lange Bluesnacht. Schon nach den ersten Tönen klopften Füße den Takt auf dem Holzboden, nickten die Köpfe zum Blues. Und auch das erste Pärchen legte eine ruhige Sohle aufs Parkett.

Peter Lenzen als Sänger erzählte zu so manchem Stück eine kleine Geschichte. So über „I can’t be satisfied“, das über einen damals ganz unbekannten Musiker als „Delta Blues“ aus dem tiefen Süden der USA nach Chicago gebracht wurde. Heute ein Klassiker des Blues, und der unbekannte Musiker namens Muddy Waters startete eine beeindruckende Karriere. Woran „Flat Blues Ltd.“ mit ihrem Cover erinnerte. Patrick „Paddy Boy“ Zimmermann an der Gitarre zeigte beeindruckend, wie mit dem Stück Slide-Guitar gespielt werden konnte. Beeindruckend auch an der Harp Thomas Gottschalk (nicht der aus dem TV bekannte!). Immer wieder gab es für die Musiker Applaus für Soloeinlagen.

Patrick „Paddy Boy“ Zimmermann war am Ende des Abends, als Wrecia Ford mit ihrer Band die Bühne betrat, nochmal zu erleben. Und sich tatsächlich als Klasse-Ergänzung entpuppte. Warum Spitzenmusiker wie Billy Joel schon mit Wrecia Ford gearbeitet haben, konnte man schon an den ersten Tönen erkennen.

Soul, Gospel, Blues und Rock vereinte sie in ihren Songs. Und wusste das Publikum zu begeistern. Wozu auch ihre Band ihren Part beizutragen wusste. Unter anderem hatte sie mit Sascha Kohn den Keyboarder der Rocklegende „Birth Control“ in ihrem Lineup. Und eben Patrick Zimmermann. Cover bekannter Songs und eigene Stücke brachte sie und fand reichlich Zuspruch im Publikum. Zugaben waren selbstverständlich.

Die auch die Band „Big Walter & the Neighborhood“ bringen durfte, die nicht zum ersten Mal in Willich war und die den Mittelpart übernommen hatte. Auch sie griff auf die „Flat Blues Ltd.“ zurück. Denn da ihr Bassist wegen eines Unfalls ausgefallen war, übernahm spontan Kai Stark diesen Part. Gekonnt — um es vorwegzunehmen.

Nach einem reibungslosen und extrem schnellen Umbau — die angekündigten 15 Minuten wurden nicht ausgenutzt — übernahm Big Walter mit seiner Gitarre die Bühne und rockte den Saal nach bester Chicagoer Bluesart.

Wie schon angekündigt — kompromisslos. Big Walter, der eigentlich Guido Molzberger heißt, spielte genauso sein Instrument, nutzte seine Stimme ebenfalls kompromisslos. Und hatte das Publikum sofort auf seiner Seite. Einem blueskundigen Publikum, das selbstverständlich auf die Zwei und auf die Vier klatschte oder schnippte. Und das am Ende der Willicher Blues Night 2016 überaus zufrieden ins restliche Wochenende ging.