Willich/Tönisvorst Die Kartoffeln faulen schon

Der Dauerregen der vergangenen Wochen setzte Landwirten und Obstbauern gleichermaßen zu.

Willich/Tönisvorst. Siebenschläfer Regen — sieben Wochen Regen. So lautet eine alte Bauernregel. Gestern war laut Kalender Siebenschläfer — doch Ortslandwirt Theo Heyes aus Willich wirkt nicht beunruhigt: Nur der 27. Juni allein sage nichts über die Wetterlage der kommenden Wochen aus, zumal eine Kalenderreform für eine Verschiebung in den Juli hinein gesorgt habe (siehe Kasten). Was Heyes wirklich Sorgen macht, ist die allgemeine Wetterlage in den vergangenen Monaten.

„Wir haben riesengroße Probleme. In dem Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt“, berichtet Heyes. Er selbst ist mit seinem Betrieb auf Kartoffeln spezialisiert, die mit dem Dauerregen der vergangenen Wochen schwer zu kämpfen haben.

Die Krautfäule sei auf dem Vormarsch, sagt Heyes. Das gelb gewordene Blattwerk der Kartoffelpflanzen könne man auf den Feldern vielfach schon von der Straße aus sehen. An manchen Stellen stünden die Pflanzen regelrecht im Wasser. „Wenn das 24 Stunden lang nicht abläuft, bedeutet dies das Todesurteil für die Kartoffeln“, so Heyes. Die beginnen dann nämlich zu faulen.

„Die Stimmung bei den Kollegen ist sehr gedrückt“, weiß der Willicher Ortslandwirt. Ganz schlimm habe es auch die Gemüsebauern erwischt. Die könnten teils gar nicht pflanzen. Und sogar die Heuernte mache Probleme: „Der erste Schnitt steht immer noch, das wird alles sehr knapp.“ Es sei auch mit einer schlechten Qualität des Heus zu rechnen.

Bei den Obstbauern sieht es nicht sehr viel besser aus: Kirschen platzen, Erdbeeren faulen, Aprikosen reißen. „Extrem“ nennt Rudolf Steves vom St. Töniser Obsthof die augenblickliche Wetterlage. Es komme zu hohen Mehrkosten durch verstärkte Pflegemaßnahmen, zum Beispiel um die Erdbeerpflanzen wieder „sauber zu pflücken“.

Muss der Kunde also mit steigenden Kosten für das Obst rechnen? Rudolf Steves glaubt nicht daran: Die Discounter bestimmten den Preis, zudem seien die Kunden vielfach gar nicht dazu in der Lage, sehr viel mehr zu bezahlen.

„Unsere Erdbeeren kommen noch ganz gut mit dem Regen klar“, berichtet Britta Schmitz vom Obstgut Tackheide. Denn zum Glück regne es nicht ununterbrochen. Die faulen Früchte müsse man natürlich regelmäßig entfernen. Problematischer für den Betrieb sei aber, dass Folgearbeiten derzeit nicht angepackt werden können: „Es ist viel zu nass, um mit schwerem Gerät auf die Felder zu fahren.“

Schmitz berichtet von Totalausfällen bei Kollegen, die Freiland-Kirschen anbieten. Auf dem Obstgut Tackheide gibt es keine Kirschen. Und auch die Beerenfrüchte machen dort keine Probleme. Kein Wunder: Die Sträucher stehen alle überdacht.