Willich/Tönisvorst Es plappert, surrt und brummt
Von nutzlosen Zellen, leckerem Essen und Plagegeistern bei den Schlossfestspielen wird heute geflüstert.
Willich/Tönisvorst. Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, in denen es kein Handy, kein Smartphone gab? Über diese ist man ja heutzutage immer und überall mit Gott und der Welt verbunden und kann nach Herzenslust losplappern. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da wurden für dringende Telefonate, die man unterwegs führen musste, kleine gläserne Zellen aufgesucht, die meist unangenehm nach kaltem Zigarettenrauch und was weiß noch gestunken haben. Besagte Telefonzellen braucht heutzutage kaum jemand mehr. Weshalb sie allmählich aus dem Stadtbild verschwinden. So auch jetzt am Parkplatz an der Willicher Straße in St. Tönis. Mitarbeiter eines magenta-weißen Tele-Kommunikationsunternehmens haben die Zelle vergangene Woche abgebaut. Eine neue wird auch nicht mehr aufgestellt, hieß es.
Nach der von der Kolpingsfamilie Willich organisierten Sondervorstellung des Zirkus „Kolpingo“ für Flüchtlingskinder, dem Diskussionsabend „Faktencheck Flucht und Asyl“ und der Aktion „Bunte Menschen“ lud nun die Männerkochgruppe der Kolpingsfamilie Flüchtlinge zu einem gemeinsamen Kochen ein. 15 Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Kongo, Armenien, Georgien und Tschetschenien nahmen daran in der Stadtwerke-Küche teil. Schnell kam man beim Kochen miteinander ins Gespräch und es wurde ein unterhaltsamer und heiterer Nachmittag. Die Leitung hatten Andrea Buske-Bos und Sabine Boner-Albers, die dieses Projekt ehrenamtlich unterstützten. Dabei verzichtete man wegen der muslimischen Köche auf Schweinefleisch, und auch die Fastenvorschriften des Ramadan wurden eingehalten: Erst am Abend gab es im Pfarrheim ein tolles internationales Menu mit Reiseintopf mit afghanischem Lamm, Tolma (Kohlrouladen) aus Armenien, Kinkali (gefüllte Teigtaschen) aus Georgien, Moambe (Hähnchentopf), Stockfisch aus dem Kongo sowie Rehbraten aus Deutschland.
„Wenn man betagte Feuerwehrmänner fragt, dann sagen die: Wo die Gewitter das erste Mal hinkommen, da kommen sie wieder hin.“ Thomas Metzer, Stadtbrandmeister von Willich, ist die Erleichterung darüber, dass Willich und der Kreis Viersen insgesamt in dieser nicht enden wollenden Gewitterperiode glimpflich davon gekommen sind, anzuhören. „Kleve, Wesel, die hat es zuletzt weitaus schlimmer getroffen“, sagt Metzer. Donner, Blitze und Starkregen über einen so langen Zeitraum — nein, sagt der erfahrene Helfer, „die habe ich so definitiv noch nicht erlebt“.
Wetterfest und wettererprobt wie manch ein Feuerwehrmann sind auch die Schauspieler der Schlossfestspiele Neersen. Als Jan Bodinus Mitte der Woche die Besucher zur zweiten Aufführung von „Ziemlich beste Freunde“ begrüßte, da war auch ihm die Erleichterung, ja Freude über einen trockenen Vorstellungsabend anzumerken. Wenn man einen milden Sommerabend am Neersener Schloss erwischt, dann aber sollte man auf jeden Fall Mückenspray — in Redaktionskreisen vertraut man auf Anti-Brumm — dabei haben: Denn die kleinen Plagegeister surren vom Park heran, tanzen munter zwischen den voll besetzten Tribünenreihen umher und setzen sich leider hin und wieder auf unverhüllte Arme und Beine. Da wird zuweilen leise geklatscht, obwohl das Stück noch gar nicht in die Pause oder Schluss-Szene geht. Aber die Plagegeister kennen Sie sicher schon selbst von kürzesten Ausflügen in ihren eigenen Garten.
Apropos Anti-Brumm: Dieses Geheimmittel muss offenbar auch der Willicher Gastronom und Musiker Jochen Contzen im Schrank haben. Teilte der Wirt des „Black Jake“ doch vor wenigen Tagen per E-Mail mit: „Das Brummen ist weg!“ Weitere Erläuterungen dazu gab es nicht, ließen sich aber indirekt erkennen: „Das Bier ist wieder kalt“, stand da ebenfalls zu lesen. Weshalb der Flüsterer vermutet, dass nicht kleine Plagegeister, sondern ein kaputter Kühlschrank für das Brummen gesorgt hatte.
Mitsommernacht — das klingt nach lauer Luft, kühlen Getränken und Sonnenschein um Mitternacht. Zumindest Teile davon gab es am Wochenende
in der Kleingartenanlage an der Prinz-Ferdinand-Straße in Anrath. Dorthin hatte der Deutsch-Lettische Freundeskreis zum „Ligo-Fest“ geladen. Dahinter verbirgt sich eben jenes Fest zur kürzesten Nacht des Jahres, die vom 24. zum 25. Juni in Nordeuropa groß gefeiert wird — so auch in Lettland. Hier wie dort verbrachte man den Abend bei Musik, Gesang und gekühlten Getränken mit der Familie und Freunden.