Willich/Kreis Viersen Kreis will RWE-Aktien verkaufen
Bürgermeister haben Bedenken gegen das vorgelegte Tempo.
Willich/Kreis Viersen. Einen besorgten Brief hat Josef Heyes als Sprecher aller Bürgermeister der neun Städte und Gemeinden des Kreises Viersen an Landrat Andreas Coenen geschickt. Grund: Bereits nächste Woche Donnerstag soll der Kreistag entscheiden, dass die im Besitz des Kreises Viersen und seiner Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) befindlichen Aktien vollständig verkauft werden sollen. Das hat die Kreisverwaltung vorgeschlagen. Der Verkaufserlös soll in neue Finanzanlagen der WFG investiert werden.
Die Bürgermeister sträuben sich nicht grundsätzlich gegen einen Verkauf. Nur das vorgelegte Tempo habe sie „verwundert“, schreibt Heyes und führt aus: „Zum einen sehen wir Probleme, in einem so kurzen Zeitraum alle Argumente sichten und abwägen zu können.“ So würden momentan Dreiviertel der Analysten dazu raten, die RWE-Aktien aufgrund des historisch geringen Kurses zu halten oder sogar zu kaufen.
Weiter heißt es in dem Brief, dass man sich darüber freuen würde, wenn die Kommunen bei dieser „wegweisenden Entscheidungsfindung“ einbezogen werden: „Für uns sind die Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der WFG, aber auch den Kreishaushalt und die Kreisumlage nicht absehbar .“
Grundsätzlich begrüßt wird in dem Schreiben der Bürgermeister, dass sich die Kreisverwaltung Gedanken über die Grundlage des Eigenkapitals der WFG macht. Deren wirtschaftliches Rückgrat bildeten bislang die in ihrem Besitz befindlichen 1,4 Millionen RWE-Aktien. Als der Kreis vor einigen Jahren seine Eröffnungsbilanz machte, stand ein Wert pro Aktie von 53,54 Euro in den Büchern. Mit Datum vom 13. Juni waren es noch 12,48 Euro. Seit der Eröffnungsbilanz habe man deshalb eine „Wertberichtigung“ von rund 54 Millionen Euro vorzunehmen gehabt, heißt es in der Unterlage zum Kreisausschuss, der sich gestern Abend mit dem gleichen Thema befasste, Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Die Kreisverwaltung geht nicht davon aus, dass sich die Aktie nennenswert erholt. Eine Dividende sei auch nicht mehr zu erwarten. Deshalb und um weitere Risiken zu vermeiden, wird der Verkauf empfohlen.
Josef Heyes erinnert daran, dass der Landrat kürzlich schriftlich erläutert habe, dass er keine kurzfristigen Entscheidungen in Bezug auf die Liquidität der Gesellschaft, die durch den Wegfall der Dividende aus den RWE-Aktien berührt sei, treffen wolle. „Abschließend möchten wir Sie daher bitten, die Entscheidung zunächst zurückzustellen, um nach einer intensiveren Beratung im Herbst zu einer möglichst einvernehmlichen Entscheidung zu kommen“, schreibt er.