Willich Tote auch aus Willich und Linselles

Mit Blick auf das bevorstehende Jubiläum der Städtepartnerschaft erinnert Bernd-Dieter Röhrscheid an die Schlacht von Verdun im Ersten Weltkrieg.

Willich: Tote auch aus Willich und Linselles
Foto: Stadtarchiv Willich

Schiefbahn. 50 Jahre Partnerschaft zwischen der französischen Stadt Linselles und der deutschen Stadt Willich — dieses Jubiläum wird am Wochenende groß gefeiert. Für die meisten Franzosen und Deutschen ist die gelebte Freundschaft der beiden Nationen mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Anfang des vergangenen Jahrhunderts war das noch ganz anders. Daran erinnert Bernd-Dieter Röhrscheid von der Geschichtswerkstatt der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich. Er hat einen Artikel unter dem Stichwort „100 Jahre nach Verdun“ verfasst, in dem er feststellt: „Auch Soldaten aus Linselles und Willich starben in einer der sinnlosesten und grausamsten Schlachten des Ersten Weltkriegs.“

Am 21. Februar 1916 begann das Gemetzel, dem 320 000 Soldaten zum Opfer fielen. Am 19. Dezember 1916 wurde die Schlacht von der kaiserlichen Armee abgebrochen, ohne ein einziges der gesteckten Ziele erreicht zu haben.

In der Zeit dieser Schlacht starben 20 Soldaten aus den Willicher Altgemeinden den „Heldentod für König und Vaterland“, berichtet Röhrscheid. 14 kamen aus Alt-Willich, fünf aus Anrath und drei aus Schiefbahn. Alle haben sie in Infanterie- und Artillerie-Regimentern gegen die Franzosen gekämpft.

Schon am 22. Februar 1916 fiel der 33-jährige in Vorst geborene und in Anrath wohnhafte Johann Holter bei der Erstürmung des Dorfes Hautmond. Einen Tag später fiel „auf dem Schlachtfelde“ der 1881 in Neersen geborene Johann Matthias Meyer „als Unteroffizier und Inhaber des Eisernen Kreuzes“ (Zitat aus seinem Totenzettel) im Haumont-Wald. Er arbeitete vor Beginn des Krieges als Beamter in der Strafanstalt in Anrath und hinterließ seine Frau und fünf Kinder.

Heinrich Johann Hammes, 24 Jahre alt, verlor als Unteroffizier als „letzter“ Willicher am 26. Oktober 1916 auf dem Hardaumont-Rücken sein Leben, „als er beim Versuch sein Geschütz in eine neue Stellung zu bringen, mitten in treuester Pflichterfüllung durch einen Granatsplitter tödlich verletzt“ (Zitat aus seinem Totenzettel) wurde. Er wurde zunächst auf dem Regimentsfriedhof zu Senon beigesetzt. Seine sterblichen Überreste holten seine Eltern später nach Anrath zurück. Sie liegen im Grab Nr. 5 auf dem Ehrenfriedhof in Anrath.

Mit 19 Jahren musste der Musketier Gerhard Heyer aus Willich im April 1916 in Ouvrage Bezonvaux sterben. Vom 29-jährigen Schiefbahner Johann Wilhelm Holter ist das Soldbuch erhalten geblieben. Zuletzt kämpfte er in Fleury bei Verdun. In dem für ihn angefertigten Totenzettel kann man lesen: „Für seinen bei einem Sturmangriff bewiesenen Heldenmut wurde er zum Vizefeldwebel befördert; aber noch ehe ihm die Mitteilung von dieser ehrenvollen Beförderung gemacht werden konnte, erhielt er am 29. August 1916 einen Kopfschuß, infolgedessen er alsbald verschied.“

„Auch Willichs französische Partnerstadt Linselles“, berichtet Bernd-Dieter Röhrscheid, „hatte nach Auskunft des dortigen Archivars Bernard Compère 20 Opfer zu beklagen, die in den kriegerischen Auseinandersetzungen um Verdun auf französischer Seite gefallen sind.“ Die Gemeinde Linselles hat nach Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919 zur Erinnerung an die Schlacht eine Straße „Boulevard de Verdun“ benannt. Weitere Straßennamen erinnern an vier Familien, die drei Söhne in diesem Krieg verloren haben. Darunter auch die Familie Six, deren Söhne Adrien und Norbert vor Verdun gefallen sind und Sohn Clovis, der an anderer Stelle sterben musste.

„Verdun steht noch heute mehr denn je für die Sinnlosigkeit des Krieges. Verdun steht aber auch für die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg“, schreibt Bernd-Dieter Röhrscheid. Wenn Willich und Linselles nun das 50-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft feiern, „sollte allen bewusst sein, dass diese Aussöhnung angesichts einer fast 300 Jahre andauernden Erbfeindschaft eine große Errungenschaft ist, fast schon ein kleines Wunder“.