Tönisvorst Krawattenfabrik: Pläne bedroht?
Rüdiger Kaspers in Vorst möchte die alte Seidenweberei zum Arca-Lager machen. Der B-Plan „Am Försterhof I“ zerstöre den Plan.
Vorst. Anfang Juni hat Rüdiger Kaspers, der bis 2014 Geschäftsführer des Vorster Unternehmens Arca Regler GmbH war, seinen erneuten Protest formuliert, ihn an Bürgermeister Thomas Goßen und an die Fraktionen geschickt. Und er hält an ihm noch fest. Vor allem, weil morgen im Planungsausschuss über den Bebauungsplan „Am Fösterhof I“ diskutiert werden soll.
Es geht um die Neubebauung im ersten Teilabschnitt. Genauer um die alte Seidenweberei und Krawattenfabrik nur einen Steinwurf davon entfernt. Kaspers ist Miteigentümer dieser Fläche und befürchtet, dass er seine Absichten, die alte Fabrik wieder mit Leben zu füllen, nicht mehr umsetzen kann. „Ich habe den Eindruck, hier soll jetzt etwas übers Knie gebrochen werden“, sagt der 74-Jährige, der dem Unternehmen als Beirats-Vorsitzender eng verbunden ist.
Die Verwaltung hofft, dass der Ausschuss den Satzungsbeschluss empfiehlt, den der Rat dann am 29. Juni treffen soll. Danach steht einer Neubebauung nichts mehr im Weg. Kaspers hat das etwa 9000 Quadratmeter große Grundstück am Heckerweg mit der Alten Seidenweberei mit seiner Tochter Claudia, Arca-Marketing-Leiterin, im Herbst 2015 erworben (die WZ berichtete). Er sieht die Gefahr, dass dann aus dieser Fläche ein Allgemeines Wohngebiet wird und es keinen Bestandsschutz für sein Vorhaben mehr geben könnte. Zahlreiche Anwohner des Heckerweges hatten bezüglich der Verkehrs-Problematik ebenfalls Einwände vorgebracht, die größtenteils abschlägig beschieden wurden.
Die alte Seidenweberei gammelte bis zum Ankauf vor sich hin, war Vandalismus ausgesetzt. Erste Instandsetzungsarbeiten waren von den neuen Eigentümern unter anderem am Dach erfolgt. Vater und Tochter haben nach wie vor den Plan, aus der Fabrik unter anderem Lagerräume, Schulungszentrum, Forschungs- und Entwicklungslabor und Archiv- sowie Ausstellungsräume für die Öffentlichkeit einzurichten. Kaspers gegenüber der WZ: „Wir befürchten, dass dies bei einer Wohnbebauung in unmittelbar Nähe nicht mehr möglich ist und dass uns selbst der Bestandsschutz verloren geht.“
Der Unternehmer kann nicht nachvollziehen, wie schnell das Baugebiet „durchgewunken werden soll“. Zumal der Öffentlichkeit der Untersuchungsbericht der Archäologen nicht vorliege. Kaspers: „Es wird vermutet, dass darin weitere Auflagen gemacht worden sind, die das Wohnen einschränkt oder teurer macht.“ So müssten auch die Grabungskosten für die Archäologen umgelegt werden. Dazu komme ein hoher Grundwasserstand, ferner ein unzureichendes Abfließen von Regenwassers. Dafür spreche, dass über Betonwannen diskutiert werde und ein Regenrückhaltebecken geplant sei.
Kaspers hofft, dass der Prüfbericht abgewartet wird und eine Entscheidung erst nach den Sommerferien fällt. Dann hätten die Politiker noch Zeit, sich ausführlich zu informieren. Zumal die Planungsphase seit etwa 15 Jahren laufe, insofern komme es jetzt auch nicht auf einige Wochen Verzögerung an, so der Unternehmer. Außerdem sei der derzeitige Leerstand der alten Krawattenfabrik kein Grund, gegen den Willen der Eigentümer nicht zumindest den Bestandsschutz als Gewerbebetrieb zu ermöglichen. Kaspers: „Wie schwierig die Weitervermarktung oder Vermietung von alten Gewerbegebäuden und auch Wohnungen ist, dürfte der Stadtverwaltung aus eigener Erfahrungen in beiden Tönisvorster Ortsteilen bekannt sein.“ Als Beispiele nennt er die Firmen Kress, Terwyen und von Haag.
Kaspers legt Wert auf die Feststellung, dass auf dem Areal der alten Fabrik keine weitere Produktionsstätte für Arca Regler entstehen werde. Dem Unternehmen sei bereits eine weitere Produktionshalle zwischen seiner Zentrale an der Kempener Straße und der Fleischwarenfabrik Abbelen genehmigt worden. Diese Halle befände sich seit geraumer Zeit wegen der gegenwärtigen Wirtschaftssituation in „einer Art Warteschleife“.