Tönisvorst Sekundarschule: Eile ist geboten

Der Antrag der Stadt Tönisvorst auf die Umwandlung in eine Gesamtschule muss bis Ende des Jahres in Düsseldorf vorliegen.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. „Ich bin sehr froh, dass die Stadt Tönisvorst eine Sekundarschule errichten kann, weil wir damit für alle Kinder vor Ort eine zukunftsfähige Bildungslandschaft schaffen. Es muss niemand den langen Weg in eine andere Stadt auf sich nehmen, um den gewünschten Abschluss erhalten zu können. Die hohe Zahl der Anmeldungen zeigt, dass die Eltern der Sekundarschule Vertrauen entgegenbringen.“ Das Zitat von Bürgermeister Thomas Goßen veröffentlichte die WZ am 7. Februar 2013. Es hätten auch viele Mitglieder des Schul- und Kulturausschusses damals so zitiert werden können.

Dass sich heute ein anderes Bild zeigt, wurde am Mittwochabend im Schulausschuss deutlich. Die Politik steht nun dort, wo sie schon einmal vor knapp fünf Jahren stand: Vor der Aufgabe, die Schullandschaft der Stadt zu gestalten.

Eltern und ihre Kinder folgten vor fünf Jahren in Mut machender Zahl dem politischen Willen in Tönisvorst. Ein Konsens war erreicht worden. Er hatte ein Opfer gefordert: die Realschule. 104 Anmeldungen für das Schuljahr 2013/14 — die Sekundarschule machte sich auf den Weg. Und sie wollte und sollte als landesweit neue Schulform schnell Fuß fassen. Das ist nicht gelungen.

Aus ihr heraus ist nach schlechen Anmeldezahlen der Wunsch gereift, das Kapitel Sekundarschule bald zu schließen und sich stattdessen ab dem Schuljahr 2017/18 das Etikett einer Gesamtschule anzuheften. Mitte Mai hatte Annette Stephan, kommissarische Schulleiterin, dazu bei einer Veranstaltung erläutert, dass Sekundarschulen von Eltern landesweit nicht angenommen würden, während die Gesamtschulen überlaufen seien.

Stellt sich die Frage: Warum wird die Sekundarschule in Tönisvorst nicht angenommen? Sie bietet doch Schülern, die früher zur Haupt- oder zur Realschule gegangen wären, jede Schulkarriere an, mit der Option, in die Oberstufe des benachbarten Michael-Ende-Gymnasiums (MEG) einzusteigen und das Abitur zu machen.

Alles für alle vor Ort: Das war 2013 das, was die Politik für Tönisvorst wollte und in der Wahl der Schulform und mit Blick auf Prognosen gewährleistet sah. Die Sekundarschule als kleine Schwester der Gesamtschule schien perfekt für die 30 000-Bürger-Stadt und angesichts allgemein weiter zurückgehender Schülerzahlen, ohne die Dominanz des Gymnasiums am Platz zu schwächen.

Als Außenstehender hat(te) man den Eindruck gewinnen können, die Sekundarschule ist vom Start nicht weg gekommen. In Schulausschüssen ging es oft und dauerhaft um Probleme, Mangel, Mangelverwaltung, fehlendes Personal, schlechte Übermittags-Bedingungen. Tatsache ist: Die Anmeldungen sind um ein Drittel zurückgegangen. Das Minus ist nicht nur mit dem allgemeinen Rückgang der Schülerzahlen zu erklären. Viele Eltern sind offenbar verunsichert. Möglicherweise hat sich das nach dem Abgang der Schulleiterin noch einmal verstärkt.

Bis Ende des Jahres muss der Antrag auf Umwandlung in eine Gesamtschule bei der Bezirksregierung vorliegen. Beschlussfassung müsste demnach Ende Oktober im Rat sein. Der Schulausschuss tagt das nächste Mal am 14. September. Sondersitzungen sind für den 27. September und 26. Oktober angesetzt.

Bis September sollen die Fraktionssprecher mit den Schulleitern und zuständigen Dezernenten aus Düsseldorf Gespräche geführt haben. In der Sitzung am Mittwoch ist darauf verzichtet worden, Paul Birnbrich, MEG-Leiter, und Annette Stephan von der Sekundarschule, direkt anzusprechen.