Tönisvorst Pohl Moden: Abriss verschoben

Bei den Planungen für einen Neubau an der Hochstraße 2 in St. Tönis gibt es Verzögerungen. Der Denkmalschutz will im Keller auf Spurensuche gehen.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. „Wir gehen davon aus, dass der Neubau im April 2017 bezugsfertig ist.“ Dies hatte Architekt Joerg Thorissen noch im Mai gesagt. Thorissen arbeitet für den Bauherrn, der eigentlich bereits mit dem Abriss des seit drei Jahren leer stehenden historischen Stadthauses (vormals Pohl Moden) an der Hochstraße 2 beginnen wollte. Die Zeitplanung kann man getrost vergessen. Denn das Denkmalamt hat sich zwischenzeitlich eingeschaltet, könnte wahrscheinlich bald Experten beauftragen, die dort im Keller nach Spuren der einstigen St. Töniser Dorfbefestigung suchen.

Bisher hatte die Denkmalbehörde Teilbereiche von Kirchplatz, Pastorswall und Hochstraße global zu einem Bodendenkmal gemacht. Das war einmal. Jetzt soll im Detail ein besserer Schutz erfolgen. So möchte die Denkmalbehörde jetzt konkrete Flurstücke, wo sie Reste der einstigen Stadtmauer vermutet, mit dem Zusatz „Bodendenkmal“ versehen, um bei Erweiterungs- oder Neubauvorhaben einen Zugriff auf dieses Areal zu haben. Verbunden mit möglichen Auflagen und der Verpflichtung der Eigentümer, derartige Vorhaben zu melden. Zunächst sollen im Plangebiet „Platanenallee“, das schon lange zur städtebaulichen Neuordnung ansteht, zwei Flurstücke betroffen sein.

Die Mitglieder des Planungsausschusses trauten ihren Ohren nicht, als Fachbereichsleiter Marcus Beyer ihnen dies mit der neuesten Zeitschiene mitteilte: So erfolgten in den nächsten drei Monaten zunächst noch einige notwendige Abstimmungen mit der Denkmalbehörde. Frühestens im Dezember 2016 könne er dann den überarbeiteten Bebauungsplan vorlegen. Erst vor der Sommerpause 2017 sei schließlich der Satzungsbeschluss denkbar. Somit kann für das historische Stadthaus am Eingang der St. Töniser Fußgängerzone vom Kreis Viersen, die jetzt dafür zuständig ist, wohl erst dann die endgültige Baugenehmigung erfolgen.

„Wer hat denn die Denkmalpfleger auf diese Fährte geführt?“, konnte nicht nur Planungsausschuss-Vorsitzender Joachim Kremser (SPD) die Verzögerungen nicht nachvollziehen. Verständnisloses Kopfschütteln auch bei Christiane Tille-Gander (CDU): „Es wird dort immer von einem Bodendenkmal gesprochen, aber das ist doch schon längst durch die vielen Bauvorhaben zerstört.“ Und ihr Unionskollege Günter Körschgen hatte kein Verständnis für die „Warteschleife“: „Beim Neubau des Rewe-Marktes hatte man auch etwas gefunden, dies wurde dann zügig katalogisiert und der Bau konnte weitergehen.“

Stadtplaner Reiner Linden und Marcus Beyer führten aus, dass die Denkmalbehörde die Zeugnisse der Vergangenheit unbedingt bewahren wolle. Linden: „Historische Funde dürfe nicht einfach weggeworfen werden.“ Möglich sei, bezogen auf das Stadthaus, dass ein Abbruch zunächst bis zur Straßenhöhe erfolge könnte, der Keller aber noch stehen bleibt.

Heinz Nepsen (UWT) sprach beim Stadthaus von einer „Ruine, die uns auch die nächsten Jahre begleitet wird“. Johannes Funck (SPD) wünschte sich jetzt pragmatische und schnelle Lösungen. Dies will auch Marcus Beyer versuchen. Obgleich er dies als nicht so einfach ansah, zumal es in dem Gebiet eine „Vierer-Konstellation“ gäbe: Für die Planung, die Bauaufsicht und für die Denkmalangelegenheiten seien die Stadt Tönisvorst, Kreis Viersen, das Rheinische Denkmalamt und der Landschaftsverband zuständig.

Marcus Beyer führte noch aus, dass die Verwaltung die Zuständigkeit für den Denkmalschutz vom Bau- auf den Planungsausschuss übertragen wolle. Dies muss noch der Rat entscheiden. Und am 29. September soll das Thema „Denkmalschutz in Tönisvorst“ auf der Tagesordnung des Planungsausschusses stehen.