Dr. Ormann hat einen neuen Job

Der beliebte Mediziner verlässt Willich und wird Chefarzt im niedersächsischen Bad Pyrmont.

Willich. Nein, Groll ist nicht mehr da. Auch keine Wut. Dr. Walter Ormann, bis Ende Juni Chefarzt der Inneren Abteilung im damals noch existierenden Katharinen-Hospital, ist mit sich und der Welt im Reinen. Die heftige Auseinandersetzung zum Ende der Krankenhaus-Ära — hier hatte ihm Betreiber Augustinus für die letzten Tage noch den Stuhl vor die Tür gesetzt (WZ berichtete) — und arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen seit Herbst letzten Jahres, alles dies ist Vergangenheit. Walter Ormann tritt am Freitag eine neue Stelle an.

„Ja“, sagt er und strahlt. „Ich fange als Chefarzt beim Bathildis-Krankenhaus in Bad Pyrmont an“, erzählt er. Das neue Haus ist ein städtisches Hospital mit 300 Betten und einer großen Internistischen Abteilung. „Da ist richtig was zu tun“, freut sich der 62-Jährige.

Allerdings heißt die Veränderung für ihn auch eines: Er muss Willich verlassen. „Für eine Übergangsphase gehe ich alleine. Meine Frau wird später nachkommen“, so Ormann. Sein Vertrag läuft für drei Jahre mit der Option, zu verlängern. Auf Dauer werde er sein Haus in Willich wohl verkaufen. Die beiden erwachsenen Töchter sind aus dem Haus.

Hatte er nicht eigentlich vorgehabt, weiter zu praktizieren? Und sollte das nicht sogar im leerstehenden Willicher Krankenhaus geschehen? „Das war eine ernsthafte Überlegung“, bestätigt Ormann. Für die es trotz der erwähnten Querelen eine Chance gegeben hätte. „Mit den Augustinern wäre ich wahrscheinlich sogar klargekommen“, mutmaßt Ormann. Wenn sich da nicht die tolle Chance in Bad Pyrmont aufgetan hätte.

Keine wirkliche Option wäre es gewesen, sich mit neuer Praxis niederzulassen. „Das hätte Investitionskosten von 250 000 bis 300 000 Euro bedeutet. Und das für einen begrenzten Zeitraum“, sagt der Mediziner. Kooperationen mit Kollegen seien denkbar gewesen, hätten allerdings ebenfalls finanziellen Aufwand bedeutet. Die jetzige Lösung — so klingt’s deutlich durch — hört sich optimal an: „Ich habe mich immer als klinischer Arzt gefühlt und gerne im Team gearbeitet.“

Gefragt war er bei seinem neuen Arbeitgeber wohl auch deshalb so besonders, weil er Allrounder ist, eine Eigenschaft, die in der Inneren Medizin heute kaum noch gefördert wird. „Da muss man sich spezialisieren. Es gibt kaum noch Ärzte, die einen Überblick behalten können.“

23 Jahre war Ormann in Willich tätig und machte seine Abteilung zur „Cashcow“ des Hauses. Hatte das Katharinen-Hospital anfangs 1000 Patienten in der Inneren, waren es später 3000. Zuletzt wurden dort jährlich ca. 2000 Darmspiegelungen und 1500 Magenspiegelungen durchgeführt. „Das ging natürlich auch nur, weil Dr. Krahnstöver als mein Vorgänger bereits hervorragend gearbeitet hatte“, so Ormann.

Nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Zahlen hatte den Chefarzt die Ansage der Schließung so hart getroffen. „Man ist erfolgreich, hat sich nichts vorzuwerfen, alles funktioniert. Und dann kommt so ein Tritt.“ Wie das bei einer Kündigung leider so oft der Fall sei.