Ein Abschied nach 47 Jahren
Nach fast einem halben Jahrhundert schließt das Vorster Lokal „Packbier“. Eine Gaststätte wird es dort nicht mehr geben, dafür ein Café.
Vorst. Wenn Ida Packbier den Blick durch den urigen Gastraum mit dem vielen Holz, der Theke über Eck, den Kupfergerätschaften an den Wänden und den Fenstern mit den in Blei gefassten Butzenscheibchen schweifen lässt, wird der 74-jährigen Vorsterin das Herz schwer und die Tränchen stehen in den Augen.
„Einfach fällt es uns beiden nicht. Aber es muss sein, es geht einfach nicht mehr“, sagt Ida Packbier. Das Uns bezieht sie auf ihren Sohn Josef und sich. Seit dem Tod von Ehemann Jakob Packbier im April vergangenen Jahres führen die beiden die Gaststätte weiter, aber: „Jakob fehlt uns und das nicht nur als Arbeitskraft in unserer Gaststätte“, sagt die Wirtin.
Vor 47 Jahren eröffneten die Packbiers ihre Gaststätte mit Kegelbahn an der Clevenstraße 15 in Vorst. Nicht nur Kegelclubs fühlten sich hier heimisch. Es gab Stammtische, die St. Sebastians Schützenbruderschaft Vorst ernannte die Gaststätte zu ihrem Vereinslokal, der örtliche Karnevalsverein fand sich hier ein und auf dem, in der ersten Etage liegendem Saal, wurde so manche Veranstaltung gefeiert.
Sohn Josef wuchs mit der Gastronomie auf und so wunderte es die Eltern nicht, dass er eine Kochlehre startete. „Josef hat in Aachen gelernt. Danach durchlief er verschiedene Restaurants, bevor er vor 20 Jahren bei uns einstieg“, erinnert sich Ida Packbier. Die Arbeitsteilung war klar. Josef hatte die Küche unter sich, die Theke war das Revier von Vater Jakob. Mutter Ida packte dort an, wo es gerade nötig war.
Doch mit dem Tod von Jakob Packbier änderte sich alles. „Wir haben wirklich lange überlegt und die vernünftigste Entscheidung getroffen“, sagt Josef Packbier. Die sieht so aus, dass Mutter und Sohn den gesamten Komplex mit Gaststätte und Wohnungen verkauft haben. Während Sohn Josef Packbier in Vorst bleibt, zieht seine Mutter nach St. Tönis.
Noch bis einschließlich Sonntag öffnet die Gaststätte ihre Türen, dann ist Schluss. Die Schlüsselübergabe an den neuen Besitzer, die Vorster Familie Overbeck erfolgt zum 1. August, wobei die kommenden Wochen von den beiden Packbiers zum Räumen der Immobilie genutzt werden.
Während bei den Vorbesitzern Ausziehstimmung herrscht, freut sich Silvia Overbeck. Sie hat mit dem, aus dem Jahr 1845 stammenden Haus das gefunden, was sie suchte. Zusammen mit fünf anderen Frauen aus Tönisvorst plant sie nämlich die Eröffnung eines Cafés, kombiniert mit einem Kulturangebot. „Die Idee hatten wir sechs Frauen schon lange. Es fehlte aber die passende Immobilie“, sagt Silvia Overbeck. Die ist nun gefunden.