Geburtstag: Den Kaiser hat sie noch erlebt

Josefine Schlippes wird 103 Jahre alt. Sie wohnt im Antoniuszentrum und ist die älteste Tönisvorsterin.

<strong>St. Tönis. An ein schon lange zurückliegendes Ereignis kann sich Josefine Schlippes noch gut erinnern: Kaiser Wilhelm II. besuchte Crefeld, wie es sich damals noch schrieb. "Ich nahm mir auf dem Hof meines Elternhauses ein Fahrrad, was mein Vater nicht wissen durfte, radelte in die Samt- und Seidenstadt und sah am Ostwall seine Majestät", erzählt die alte Dame mit den wachen blauen Augen. Um so lange zurückblicken zu können, muss man schon einen ganz besonderen Geburtstag feiern: Josefine Schlippes wird am Sonntag 103 Jahre alt.

Exakt so lange lebt sie auch schon in St. Tönis. Sie ist gleichzeitig älteste Einwohnerin der Apfelstadt. Im Antoniuszentrum vollendet Josefine Schlippes, geborene Schäfer, ihr 103. Lebensjahr in bemerkenswerter geistiger und körperlicher Frische.

30000 Einwohner hat die Stadt Tönisvorst heute. "Als ich geboren wurde, war St. Tönis viel kleiner", erinnert sich die Jubilarin. Mit vier Geschwistern ist sie dort aufgewachsen. Bis vor vier Jahren, als sie im Antoniuszentrum ein einladendes und großes Zimmer bezog, hat sie an der Schulstraße gelebt.

Josefine Schlippes blickt voller Stolz auf ihr Leben zurück. Und kommt sogleich zu der Feststellung: "Ich hätte niemals daran gedacht, dass ich so alt werden würde." Und sie plaudert munter weiter. Über eine lebendige Schulzeit, ihr Elternhaus und ihren geliebten Beruf als Damenschneiderin. "Ich war ein Leben lang Schneiderin", stellt sie fest.

Wer sich in ihrem Zimmer im Antoniuszentrum umschaut, dem fällt sogleich auf, dass es dort sehr viele schon fast nostalgisch wirkende, handgestickte Bilder gibt. "Die habe ich allemal selbst gestickt", berichtete die Altersjubilarin noch ohne Stolz. Denn neben der beruflichen Näherei gehörten Sticken und Stricken zu den Hobbys von Josefine Schlippes. Noch heute erinnert sie sich an zahlreiche Paar Strümpfe und Pullover, die sie für die Familie gefertigt hat.

Im Familienkreis wird der wahrlich seltene Geburtstag gefeiert.