Bald Abschied von den Schulden

Haushalt: Die Stadt Willich macht nach den Vorstellungen von Kämmerer Theo Eckelboom im Etat 2008 sogar Gewinn.

<strong>Willich. Es ist die "Stunde des Kämmerers". Doch Theo Eckelboom wirkt so ruhig und gelassen wie immer. Dabei hätte er allen Grund, diesmal besonders aufgeregt zu sein: Zum letzten Mal stellt er im Stadtrat den Haushaltsentwurf der Stadt Willich vor. Im nächsten Herbst wird der Finanzchef der Stadtverwaltung schon im Ruhestand sein. Was kann es da Schöneres geben, als bei der "Abschiedsvorstellung" eine solide Entwicklung darstellen zu können? "Der Ergebnisplan schließt von 2008 bis 2011 mit einem Plus zwischen 1,2 und 3,6 Millionen Euro ab. Neue Kreditaufnahmen sind nicht vorgesehen." Das sind die guten Nachrichten, die der Kämmerer gestern Abend an die Stadtverordneten weitergeben konnte. Anders als in vielen anderen Städten und Gemeinden häuft Willich keine neuen Schulden auf. Im Gegenteil: Das Eigenkapital wächst an. Und zwar von 269,6 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2007 über 250,8 Millionen im jetzt vorgestellten Entwurf für 2008 bis auf 259,8 Millionen im Jahr 2011. Was schlicht daran liegt, dass die Erträge immer höher sind als die Aufwendungen. Also alles paletti? Nicht ganz. Denn auf ein "Problemkind" muss Theo Eckelboom aufmerksam machen: Willich hat zwar ein stattliches Vermögen, ist aber nicht "flüssig". Noch vor wenigen Wochen wurde befürchtet, dass es bis zum Jahr 2011 ein Liquiditätsdefizit von 25,5 Millionen Euro gibt, vor allem ausgelöst durch umfangreiche Schul-Sanierungen. Mit Hilfe eines dicken Maßnahmenpakets - etwa durch Einsparungen bei den Investitionen - konnte das Defizit auf vier Millionen Euro gesenkt werden. Diese Summe durch teure "Kassenkredite" - also durch Ausnutzung des Dispo-Kredits - auszugleichen, wäre nach Ansicht von Kämmereileiter Willy Kerbusch aber "unverantwortlich".

"Neue Kreditaufnahmen sind im Kernhaushalt nicht vorgesehen."

Angesichts neuer Wünsche aus der Politik, die 2008 eine zusätzliche Belastung von 700 000 Euro bringen, setzt sich Theo Eckelboom dafür ein, "das Aufgabenspektrum und Ausgabeverhalten einer konsequenten Überprüfung zu unterziehen". Das soll in einem Arbeitskreis mit der Politik geschehen. Zu Mehrkosten führt unter anderem die Sanierung der Außensportanlage St. Bernhard (120 000 Euro) und die Einrichtung der Offenen Ganztagsgrundschule Willicher Heide (plus 271 000 Euro, da es keine Landesförderung gibt). Um noch einmal zum genannten Maßnahmenpaket zurückzukommen: Zu dem gehört auch die Gründung eines "Eigenbetriebes Abwasser". Die hat der Stadtrat jetzt zum 1. Januar 2008 gebilligt. Mit dreifach positiver Konsequenz: Es können Kredite zur Sanierung des Kanalnetzes aufgenommen werden, ohne den städtischen Haushalt zu belasten. Die Belastung durch alte Kredite zur Finanzierung von Kanälen tauchen in den städtischen Schulden nicht mehr auf. Und gleichzeitig erwartet Willy Kerbusch pro Jahr bis zu 1,5 Millionen Euro Gewinn aus dem neuen Betrieb. Dessen Gründung übrigens nicht zu höheren Kanalgebühren führen werde.

Wie Eckelboom und Kerbusch verdeutlichen, müsse es in Zukunft zur "konsequenten Entschuldung" des Haushaltes kommen. Jede Investition müsse man auch auf ihre Folgekosten überprüfen. Dass die Stadt auf einem guten Weg ist, lässt sich aus der Entwicklung des Schuldenstandes ablesen: Der sinkt von 51,7 Millionen Euro im Jahr 2005 auf kalkulierte 20,3 Millionen im Jahr 2011.

Erträge: Sämtliche Erträge der Stadt durch Steuern, Kostener-stattungen usw. summieren sich auf 101,1 Millionen Euro.

Aufwendungen: Die Aufwendungen liegen bei 99,8 Millionen Euro.

Personal: Für ihr Personal (über 800 Mitarbeiter) zahlt die Stadt 24,3 Millionen Euro.

Steuereinnahmen: Mehr als 60 Millionen Euro an Steuereinnahmen werden erwartet. Dickster Posten: 28,8 Millionen Euro Gewerbesteuer.

Investitionen: In die Kanalsanierung auf dem St. Bernhard-Gelände werden 800 000 Euro gesteckt. Für die Freibadsanierung sind 1,4 Millionen angesetzt.