St. Tönis: Brennpunkt bedroht den sozialen Frieden

Russlanddeutsche: Das Jugendamt des Kreises und die Hauptschule wollen nun gegensteuern und Angebote machen.

St. Tönis. Das unmittelbare Umfeld hatte es wohl längst bemerkt, der Rest der hatte höchstens am Rand mal was mitbekommen: Im Bereich Corneliusfeld hat sich ein sozialer Brennpunkt gebildet, dessen Ausmaß wohl noch nicht zu überblicken ist. Im Mittelpunkt stehen so genannte Russland-Deutsche, überwiegend Jugendliche, die zum Teil im Straßenbild auffallen, oft durch eine hohe Gewaltbereitschaft.

"Das stimmt", bestätigt Günther Alsdorf, Leiter des Kreis-Jugendamtes, den Sachverhalt. "Wir haben im Bereich Corneliusfeld einen starken Anstieg an unterstützenden Maßnahmen. Da hat sich etwas entwickelt, dem wir gegensteuern müssen." Das Ganze äußere sich darin, dass Jugendliche bisweilen randalierten und sich auch Bürger bedroht fühlten.

Die Angelegenheit bewegt sich derzeit noch im sozialen Bereich, die Polizei wurde bislang kaum eingeschaltet. "Aus unserer Sicht haben wir dort kein Problem, das über das normale Maß hinaus geht." Noch nicht, möchte man hinzufügen. Allerdings: "Wir waren beim vorbereitenden Gespräch für die anstehenden Maßnahmen beteiligt", sagt Polizei-Pressesprecher Wolfgang Wiese.

Er bestätigt den bisweilen schwierigen Umgang mit Jugendlichen aus den Ländern der früheren Sowjetunion. "Die kennen Staatsmacht völlig anders. Wenn ein Polizist anfängt zu reden, wird ihm das als Schwäche ausgelegt."

Mit einem - bisweilen geäußerten - Vorurteil räumt Wiese allerdings gründlich auf, nämlich dem, dass die Polizei sich in bestimmte Gegenden nicht hin traue. "Wir kneifen nicht und wir ziehen uns auch nicht zurück." Wenn die Beamten gerufen würden, kümmerten sie sich. "Das darf und braucht der Bürger nicht selbst zu machen." Von Angst seitens der Polizisten könne von daher keine Rede sein.

Mit einem ähnlichen Problem kämpft übrigens auch die Stadt Nettetal. Im Bereich Breyell treten verstärkt gewaltbereite Jugendliche auf.