Hamlets Geist und etwas Wehmut

Neersener Festspiele: Mit „Überraschungsabend“ verabschiedet sich das Ensemble.

Neersen. Enorme Spielfreude, aber auch Wehmut angesichts der zu Ende gehenden Spielzeit prägten den "Überraschungsabend", gestaltet von sechs Mitgliedern des Festpiel-Ensembles. Die erste Überraschung des Abends: Trotz des idealen Biergartenwetters war am Sonntag-abend der Schlosskeller bis auf den letzten Platz besetzt.

Michael Foerster war kurz "Hamlets Geist" auf der Spur, das Publikum geizte nicht mit Applaus. Und Carl-Ludwig Weinknecht präsentierte unter anderem Robert Gernhardts "Wie tun es die anderen" mit so herrlich luftig-lockeren Reimen wie "Man tut’s auf den Komoren mit angelegten Ohren" - interessant zu wissen.

Marc Suesterhenn brachte Mallorca-Feeling in den Schlosskeller und spielte im lachsfarbenen Rüschenhemd so überzeugend den Gigolo, dass ihm ein Riesenapplaus sicher war. "Sie setzt mir die Kanüle ins Zentrum der Gefühle": Wie nebenbei erfuhren die Zuschauer, was so auf der von Suesterhenn besungenen "Liebesambulanz" abgeht.

Anspruchsvoll und heiter zugleich wurde es immer dann, wenn Erich Kästner zitiert wurde. "Unsere eigene Show" wäre beinahe ein reiner Herrenabend geworden - wenn da nicht Kathrin Anna Stahl gewesen wäre, die mehr war als ein giftgrüner, glitzerner Farbtupfer auf der Bühne war: Unter anderem rezitierte sie Gernhardts "gittis hirsch", einen wahren Zungenbrecher.

Doch plötzlich kam Wehmut auf, es ging um Abschied und zum Schluss kam Jürgen Hoppe als unbedarfter Taxifahrer auf die Bühne - als vermeintlicher fabulierfreudiger Laie versuchte er sich mit Wilhelm Buschs "Es sitzt ein Vogel auf dem Leim". Die Akteure - allen voran Bernd Plöger - warfen eine Münze hinter sich: Ein Ritual, welches sicherstellen soll, dass es im kommenden Jahr ein Wiedersehen in Neersen geben wird.