Hans-Joachim Donath sieht Chancen gegen Heyes

Hans-Joachim Donath (FDP) tritt gegen Josef Heyes an. Als Bürgermeister möchte er die Verwaltung modernisieren.

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Willich. Auf dem Papier hat der Mann keine Chance — aber die will er nutzen. Die Rede ist von Hans-Joachim Donath (58), der bei der Bürgermeisterwahl im nächsten Mai als einziger Gegenkandidat überhaupt gegen den scheinbar übermächtigen Amtsinhaber Josef Heyes antreten wird. Der hatte bei der Kommunalwahl 2009 mehr als 83 Prozent der Stimmen geholt.

Donath ist Mitglied der FDP und nach eigenem Bekunden ein Mann mit liberalen Überzeugungen. Doch Parteiinteressen, so verspricht er im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung, wolle er — anders als Josef Heyes — im Amt des Bürgermeisters nicht vertreten: „Ich werde nur dem Rat und den Bürgern gegenüber verpflichtet sein.“ In diesem Punkt habe er die Rückendeckung seiner Partei.

Der 58-Jährige tritt selbstbewusst auf. Als Ministerialrat im NRW-Landtag verfüge er über 30-jährige Verwaltungserfahrung und sei sehr gut vernetzt. Auch glaube er nicht, dass Josef Heyes noch einmal so glanzvoll wie bei den letzten Wahlen abschneiden werde: „Die Welt ist eine andere geworden. Wer wie ich viel auf Facebook und Twitter unterwegs ist, kann sehen, dass der Bürgermeister heute viel kritischer gesehen wird.“ Und dafür gebe es auch gute Gründe. Vor allem in der Stadtverwaltung.

Unter Lukas Siebenkotten sei das Rathaus erfolgreich modernisiert worden, unter Josef Heyes habe sich dann nichts mehr getan. Mit der Folge, dass heute vieles aus dem Ruder laufe. „Die Qualitätssicherung fehlt in erheblichem Umfang“, sagt Donath und verweist auf unzählige Pannen im baurechtlichen Bereich — angefangen vom Schiefbahner Loch über den Golfplatz Anrath und den Bebauungsplan Moltkestraße bis hin zur Orangerie. Der Verwaltungschef trage dafür die Verantwortung, denn er lasse vieles einfach laufen.

Aus Sicht von Donath ist eine Verwaltungsreform längst überfällig. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter sei hoch, guten Leuten wie City-Managerin Christel Holter fehle oft die Rückendeckung. Sorgen müsse man sich erst Recht machen, wenn der Erste Beigeordnete Willy Kerbusch, ein Mann mit „viel Kreativität und Agilität“, in eineinhalb Jahren in den Ruhestand gehe. „So jemanden finden wir nicht mehr.“

Donath fordert, die Wirtschaftsförderung zur Stabsaufgabe beim Bürgermeister zu machen. Die jetzige gesplittete Zuständigkeit mache keinen Sinn. Die Willicher Rahmenbedingungen in diesem Bereich seien gut, doch wie die Finanzkrise der vergangenen Jahre gezeigt habe, stimme der Gewerbemix nicht. „Mir sind da zehn mittelständische Unternehmen lieber als ein großer Global Player, der wegen weltweiter Probleme bei uns keine Steuern mehr zahlt.“

Stabsaufgaben wären aus Sicht des Kandidaten ebenso das Willicher Hallenproblem oder die Brauchtumspflege. An anderer Stelle sieht er Sparpotenzial. So könne, ja müsse man sich für verschiedene Verwaltungsaufgaben Partner suchen. Denn die Stadt benötige für den Aufbau der Infrastruktur im Bereich Jugend und Soziales in den kommenden Jahren viel Geld.

Dem Amtsinhaber billigt Hans-Joachim Donath durchaus Stärken zu: „Josef Heyes ist überall präsent und für den Bürger stets ansprechbar.“ Das sei eine „tolle Leistung“ — aber nur ein kleiner Teil dessen, was einen guten Bürgermeister ausmache. Vor allem die unzähligen Repräsentationstermine von Heyes würden im Falle einer Wahl von Donath deutlich zurückgeschraubt: „Da würde ich die stellvertretenden Bürgermeister viel stärker einbinden, denn dafür sind sie doch da.“

Der FDP-Politiker weiß natürlich, dass seine Kandidatur gegen Josef Heyes schwierig wird. Dessen hohen Bekanntheitsgrad habe er in der Stadt einfach nicht. Er müsse sich deshalb als vernünftige und wählbare Alternative bekannter machen, sei es nun auf klassische Art im Straßenwahlkampf, bei Vereinsveranstaltungen oder auf moderne Art in den sozialen Netzwerken. Auch auf die Duelle mit Heyes in Podiumsdiskussionen freue er sich: „Im direkten Aufeinandertreffen kann ich punkten.“

Stimmen möchte Donath nicht nur bei seiner FDP holen: „Ich hoffe auch auf die Unterstützung von SPD-Wählern.“ Ein gemeinsamer Kandidat habe er aber nie werden wollen: „Da muss man sich zu sehr verbiegen.“ Es gebe auch so genügend Potenzial links und rechts der großen Parteien. Dieses Potenzial will Hans-Joachim Donath ausschöpfen — und seine (kleine) Chance nutzen.