Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm in Burundi
Der Tönisvorster Pfarrer Ludwig Kamm hält sich derzeit in dem afrikanischen Land auf. Hier berichtet er über seine Eindrücke.
Tönisvorst/Bujumbura. An einem Sonntagabend Anfang Februar versammelten sich am Schalter von „Ethiopian Airlines“ am Frankfurter Flughafen diverse Reisende nach Afrika. Diesmal war auch ich wieder mit einer kleinen bunten Reisegruppe dabei. Ich war der Einzige, der alle kannte. Mit nach Burundi wollten Dr. Sebastian Boekels aus Vorst, mein Hausarzt, der Zahnarzt Dr. Konrad Koch mit seiner Frau Hildegard aus Schwerte, meine Freundin seit Schulzeiten und Burundi-Expertin Hannelore Klabes aus Kassel, mit der ich schon viele Reisen nach Burundi unternommen hatte.
Außerdem unser „Star“ der Gruppe, Wojtek Czyz aus Kaiserslautern, mit seiner hochmodernen Oberschenkelprothese.
Mit einer Boeing Dreamliner B 787 flogen wir nach Addis Abeba, nach einem mehrstündigen Aufenthalt weiter über Kigali nach Bujumbura. Schwester Josephine erwartete uns bereits und begleitete die Gruppe weiter nach Gitega ins hochgelegene Zentrum des Landes.
Der Empfang im Zachäus-Haus, dem Ausbildungszentrum für Jugendliche mit einer Behinderung, war überwältigend: Die Trommler hatten sich schon in Position gebracht und spielten, dass uns fast Hören und Sehen vergingen.
Unser zweiter Tag in Burundi begann mit einer ausgiebigen Besichtigung des Zentrums. Einen besonderen Blick hatten unsere Ärzte auf die Kinder und jungen Leute. Auch Wojtek beobachtete sie, weil er viele Behinderungen mit den Augen eines Betroffenen sieht. Als Ergebnis des großen Rundganges richteten wir nachmittags ein Besucherraum zum ärztlichen Konsultationszimmer her. Verteilt über mehrere Tage stellten sich 91 Bewohner den fachkundigen Augen unserer Spezialisten.
Die Urteile? Erschreckend und traurig. Unseren Ärzten offenbarten sich schlecht gearbeitete Prothesen, nicht behandelte Brüche und Infektionskrankheiten. Notwendige Röntgenaufnahmen entwickelten sich zu einem mehrteiligen Abenteuer.
Mittwoch und Donnerstag ging es zu einem Ausflug in den Norden an einen See in ein wunderschönes Gästehaus der Schwestern, das ich schon seit 25 Jahren kenne und liebe. Mittlerweile ist es erweitert und modernisiert worden — auch gibt es nun durchgehend Wasser und Strom. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher in ein Krankenhaus, in dem zurzeit einige italienische orthopädische Chirurgen operieren. Auch zwei „unserer“ Kinder aus dem Zachäus-Haus besuchten wir dort.
Abends waren wir dann bei Erzbischof Simon Ntamwana zum Gespräch und Abendessen eingeladen. Wir konnten ihm dabei unsere Glückwünsche und die der Pfarrei St. Godehard überbringen — verbunden mit einigen Geschenken: ein Ölbild eines schweizerischen Freundes, das die Godehard-Figur im Eingangsportal unserer Pfarrkirche zeigt. Dazu kamen Spenden über 2500 Euro für die Schulen für taube und blinde Kinder in Trägerschaft des Erzbistums Gitega.
Am Samstag fand das große Jubiläumsfest statt. Bei unserer Ankunft am Morgen wimmelte es bereits von Menschen vor der Kathedrale, die reich geschmückt war, ebenfalls der Prozessionsweg vom Bischofshaus zur Kirche. Meine Freunde gingen in die Kathedrale, und ich ins Bischofshaus, um mir die Gewänder für die Messe anzulegen. Eine große Zahl junger Priester hatte sich eingefunden.
Die vierstündige heilige Messe in der übervollen Kathedrale war ein wirkliches Fest des Glaubens. Die Burundi-Neulinge unter uns staunten über die vielfältigen liturgischen Möglichkeiten: Fanfaren, Trommler, Tänzer, Tänzerinnen und Kuhhornbläser.
Im Anschluss setzten wir die Feier in einem großen Saal fort. Und wieder durfte ich nicht „unten“ sitzen, sondern musste auf „die Bühne“ an den Ehrentisch mit dem Erzbischof, an dem noch ein Italiener aus Neapel und ein Belgier saßen. Sichtlich entspannt und hocherfreut nahm der Erzbischof die Glückwünsche seiner großen Familie entgegen, die als Geschenk eine lebende Kuh mitgebracht hatte.
Lesen Sie in der morgigen Ausgabe, wie Pfarrer Ludwig Kamm die Katastrophenhilfe in Burundi nach einem schweren Unwetter erlebt.