„Kamps Pitter“ Erstes Fest im neuen Museumsteil „Kamps Pitter 2“

Schiefbahn. · Heimat- und Geschichtsfreunde Willich feiern Saisonauftakt.

Volles Haus im „Kamps Pitter“: Auch die Mundartgruppe „Leddschesweaäver“ aus Anrath unterhielt die Gäste.

Foto: Wolfgang Kaiser

Heimat ist eng mit Traditionen verbunden. Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, auch kurz Heimatverein Willich genannt, leben etliche dieser Traditionen und haben längst auch eigene Traditionen begründet. Eine davon ist der Saisonauftakt am 1. Mai. Während der Museums-Neubau „Kamps Pitter 2“ vor einem Jahr noch eine große Baustelle war, konnten die Besucher jetzt in lichtdurchfluteten Räumen die Sammlungen sehen, die noch bis vor Kur­zem im Kellergeschoss eines früheren Gebäudes des St.-Bernhard-Gymnasiums mehr schlecht als recht untergebracht waren. Die Resonanz war wie immer gut, auch wenn sich die Sonne später als erwartet blicken lassen sollte.

Wenn der Heimatverein zum Saisonauftakt einlädt, sollen sich auch Familien angesprochen fühlen. Die Leistung, die Pfarrer Rolf Klein und Diakon Friedhelm Messerschmidt im Rahmen des ersten ökumenischen Gottesdienstes da in reinster Mundart ablieferten, dürften nur die Erwachsenen zu schätzen gewusst haben. Die Kids wurden für ihre Geduld aber belohnt, sie sollten im Anschluss voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Da waren zum einen die witzigen Tretmobile im Gabelstapler-Look. Wer sich lieber fahren lassen wollte, setzte sich in die Pony-Kutsche. Es dauerte nie lange, bis der letzte Platz besetzt war und Heinrich Burghartz mit der munteren Fuhre eine Runde drehte. Die sieben Jahre alte Carla war auf Anhieb begeistert von dem Angebot der Freifechter Willich, einer Abteilung des Judo-Clubs. Kai Hoffmann focht mit ihr den wohl ersten Kampf ihres Lebens aus – und vielleicht nicht den letzten.

Der Vorsitzende zeigte sich mit den Besucherzahlen zufrieden

Ernst Kuhlen, der Vorsitzende des Heimatvereins, war mit der Resonanz zufrieden: „Wir haben mindestens so viele Besucher wie im vergangenen Jahr.“ Ehefrau Maria hatten am Wertmarkenstand erfreulich viel zu tun. Wie in den Vorjahren war die Schlange vor dem Reibekuchenstand der Leute vom Tuppenhof in Kaarst wieder besonders lang, an Würstchen und Kuchen kamen die Besucher schneller.

Iris Schulz-Pellmann saß auf dem roten Sofa und betrieb ihr Spinnrad. „Mir gefällt das nostalgische Flair hier“, sagte die gelernte Krankenschwester. Monika Goertz begeisterte nicht nur Kinder mit ihrer Idee, Papierblumen aus Zeitungspapier zu machen – mit Staubgefäßen aus Pfeifenputzern. Die Ergebnisse konnten sich sehen
lassen.

Im neuen Museumsgebäude finden Alt und Neu Platz. Leicht angegilbt: das gewichtige Musterbuch mit Stoffproben, das Vertreter der benachbarten Seidenweberei einst auf dem Weg zu ihren Kunden mitschleppen mussten. „Ihre Vorfahren sind doch als Flüchtlinge nach Schiefbahn gekommen“: Bernd-Dieter Röhrscheid animierte immer wieder Besucher, den hochmodernen Touchscreen zu bedienen. Auf dem Bildschirm tauchten dann die Namen der Familienangehörigen auf, die im Zweiten Weltkrieg Schiefbahn als neue Heimat zugewiesen bekommen hatten.