Hochzeitswäldchen soll zur Kuhwiese werden

Wird das Wäldchen gesperrt? Gegen die Pläne der Stadt regt sich Protest.

Schiefbahn. Aus dem Schiefbahner Hochzeitswäldchen neben dem Kleingartengelände soll schon ab der nächsten Woche eine Kuhweide werden! Stadt und Spargelbauer Georg Heyes vom Berderhof haben sich darauf verständigt, dass der Landwirt ganz die Bewirtschaftung des rund 3,5 Hektar großen Geländes mit dort bald grasenden Kühen und Kälbern übernehmen soll. Was bereits den ersten Protest von Spaziergängern und Baumspendern ausgelöst hat. Denn Georg Heyes ist gerade dabei, das Areal einzuzäunen.

„Wenn daraus jetzt eine Kuhweide wird, will ich mein Geld zurück“, sagt Resi Vennen (62) verärgert. Sie hatte 1995 zur Erinnerung an ihre Trauung mit Ehemann Peter 150 Mark in eine japanische Kirsche investiert. Oft spaziert Resi mit ihrem seit einem Unfall im vergangenen Jahr auf den Rollstuhl angewiesenen Ehemann zum Gänsepfad, um sich den Baum anzusehen.

Auch andere Spaziergänger sind verwundert, wie Margret Frenken: „Das darf doch nicht wahr sein, dass dieser Bereich jetzt für uns gesperrt wird.“

Der erste von rund 120 Kastanien, Weiden-, Birken-, Kirsch- oder Nussbäumen war dort am 28. April 1993 gepflanzt worden. Charly Hübner, der dafür unter anderem seit langer Zeit bei der Verwaltung zuständig ist, blickt zurück: Zur Erinnerung an die Heirat entstand dieser 2. Willicher Hochzeitswald, den auch Eltern oder Großeltern direkt nach der Geburt ihrer Kinder oder Enkel nutzten.

Die Spender zahlten damals Beträge zwischen 80 und 240 Mark, wofür dann der entsprechende Baum gepflanzt wurde: „Da die Bäume frei stehen sollten, wird dort seit etwa acht Jahren kein Baum mehr gepflanzt.“

Auf Anfrage bestätigte am Dienstag Landwirt Heyes, dass auf dem Gelände schon ab der nächsten Woche fünf Kühe und zehn Kälber grasen würden. Schon seit Jahren hatte Georg Heyes die Grünlandnutzung übertragen bekommen, durfte mähen und das Gras als Tierfutter nutzen. „Da wegen der teilweise sehr tief hängenden Äste ein Mähen mit den Traktoren immer schwieriger wurde, ist das Abweiden durch die Tiere jetzt die beste Lösung.“

„Wir wollen eine Lösung, die allen gerecht wird“, sagte gestern der Referent des Bürgermeisters, Manfred Jacobs. Gerade in Zeiten knapper Kassen sei man über jede private Initiative dankbar. Der Landwirt hat darauf auch schon reagiert und will dafür sorgen, dass die Bäume zumindest teilweise frei zugänglich bleiben. Dies will Georg Heyes dadurch sicherstellen, dass er das große Gelände in zwei Abschnitte unterteilt: „In der einen Hälfte grasen die Kühe und Kälber, die andere Hälfte gebe ich dann für die Baumspender und Spaziergänger frei. Nach etwa sechs Wochen wechseln dann die Bereiche.“

Sollte sich also in Zukunft Gummistiefel überziehen, wenn man beim Gang zu den Bäumen so manchem „Kuhfladen“ ausweichen muss? Der Kot ist übrigens dort auch ein Thema. Georg Heyes: „Ein Frischschnitt war zuletzt wegen der vielen Hundehaufen gar nicht mehr möglich.“Er habe in den vergangen Tagen dort über 50 volle Hundekottüten aufgesammelt.