Idylle und Kunst(t)räume

Am Wochenende gab’s Gelegenheit, bei Privatleuten über den Zaun zu schauen. Zum Beispiel in Vorst und Anrath.

Idylle und Kunst(t)räume
Foto: Friedhelm Reimann

Vorst/Anrath. Bibi liebt den Garten ihres Frauchens. Die rotgetigerte Katze hält sich gerne im 350 Quadratmeter großen grünen Reich ihrer „Dosenöffnerin“ Dörthe Versin auf. Die öffnete ihr Idyll am Graverdyk zwischen Vorst und Oedt Interessierten am Wochenende. Anlass war die „Offene Gartenpforte“, an der Privatleute Gleichgesinnten die Chance geben, hinter hohe Hecken schauen zu dürfen.

Idylle und Kunst(t)räume
Foto: Friedhelm Reimann

Versin lebt mit ihrem Mann seit acht Jahren naturnah im Wohnbereich einer alten Schmiede. Den Garten hat die freischaffende Künstlerin in jahrelanger liebevoller Arbeit nach ihren persönlichen Vorstellungen gestaltet. Das Ergebnis ist ein ländliches Gartenstück mit romantischen Buchs-Abgrenzungen, einem „Hochbeet der Sinne“ und einem selbstgebauten Gewächshaus.

„Darin habe ich viele Teile des alten Stalls, der vorher an selber Stelle stand, recycelt“, sagt Versin. Alte Mauerteile dienen als Abgrenzung der Gemüsebeete, in einer Dachrinne wächst Salat. Die Gartengeräte hängen an Metallhaken mit Tierkopfmotiven. Die Balken, offensichtlich aus dem ehemaligen Stall gerettet, hat Versin grau angestrichen, was wunderbar zum roten Außenerscheinungsbild und den Plexiglaselementen passt.

Am Haus genießen Versins den Blick auf die selbstgebaute Außenküche mit Gas- und Stromanschluss, den kleinen Teich und eine im Keramiktopf stehende Bananenpflanze. Katze Bibi springt am Rosenbogen vorbei in Richtung des Teichs, quer durch die mit Buchs abgesteckten kleinen Beete. „Fantastisch“ findet Markus Pütz aus Krefeld dieses Idyll am Rande einer großen Baumgruppe.

In Anrath öffneten Ellen und Wolfgang van der Linden ihr 1000 Quadratmeter großes Gartenreich. Die gelernte Bauzeichnerin stellte zudem im Wohnbereich eigene Acrylbilder aus, auf die sie 2001 beruflich umgesattelt ist. Die jährliche Kunstschau perfekt machten die Keramiken der befreundeten Künstlerin Marile Heinen aus Kaldenkirchen, die im Garten verteilt standen. „Kunst(t)räume“ nennt van der Linden das. Sie lässt der Natur freien Lauf: „In unserem Garten darf alles wachsen. Was anwächst.“ Was bedeutet, dass neben gepflanztem Frauenmantel, Bambus und Bauernhortensien auch wildwachsende Akelei und Silberblatt zu sehen sind.

Neben Schönem ist auch Nützliches da: Salbei, Pfefferminze und Salat gedeihen neben Salat, Kürbis, Blaubeeren und Quittenbäumchen. „Hier kann ich die Zeit vergessen“, sagt Ellen van der Linden mit Fingerzeig auf die Sitzgelegenheit am hinteren Gartenende. Wenn sie ungestört sein will, zieht sie sich dorthin zurück — der Platz ist vom Haus aus hinter der Gartenlaube uneinsehbar. „Dann reagiere ich auch manchmal nicht, wenn mich mein Mann ruft“, sagt sie.

In diesem Jahr gibt es zwei weitere Gelegenheiten, derartige Rückzugsmöglichkeiten zu bestaunen und mit Gartenbesitzern ins Gespräch zu kommen: Am 14. und 15. Juni sowie am 12. Und 13. Juli. Der Eintritt ist allerorten frei.

Mehr Informationen unter: www.offene-gartenpforte.de