JVA Anrath: Zimmerleute lassen grüßen

Am Freitag wurde am Neubau des Frauengefängnisses Richtfest gefeiert.

Anrath. Noch kommt das Essen aus dem Männerknast. Mit knusprigem Kasselerbraten, Sauerkraut und Kartoffelpüree sowie leckerer Lammkeule wurden gestern die Gäste und Bauhandwerker bewirtet, die das Richtfest für das neue Gebäude der Justizvollzugsanstalt Willich II für Frauen feierten. Nur zehn Monate nach dem Spatenstich.

Mit Fertigstellung des 49 Millionen Euro teuren Gebäudes ist, wie geplant, für Dezember 2008 zu rechnen, denn die bisherigen Arbeiten liegen im Zeitplan und verliefen "ohne Unfall", so Armin Lövenich, Niederlassungsleiter der Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) des Landes.

Bürgermeister Josef Heyes freut sich über den Wirtschaftsfaktor Knast, bei dem rund 600 Bedienstete in Lohn und Brot stehen. Er kann es sich nicht verkneifen, die ausführende Baufirma Nuha einzuladen, doch nach Willich umzusiedeln: "Ich habe leider die Tabelle mit den Gewerbesteuer-Hebesätzen nicht dabei, aber die sind hier günstiger als in Düsseldorf."

Anstaltsleiterin Renate Gaddum macht bewusst, dass der Richtkranz über der neuen Pforte aufgehängt wird, die später von beiden Anstalten genutzt wird. Sie lädt dazu ein, sich Bau und neue Raumaufteilung anzusehen. Die Auszubildenden des BLB hatten sich die Mühe gemacht, Schilder mit den entsprechenden Raumbezeichnungen an die Wände zu kleben.

Rolf Krähmer, Geschäftsführer des BLB NRW, macht darauf aufmerksam, dass momentan viel für das Justizministerium gebaut werde. Die Anstalten in Castrop-Rauxel, Werl und Bochum werden umgebaut, in Wuppertal, Ratingen und Heinsberg entstehen Neubauten. In Remscheid wurde die JVA um eine Jugendarrestanstalt erweitert.

Die Bedeutung des neuen Gebäudes wird auch dadurch unterstrichen, dass der Auftrag für den Entwurf durch einen Architektenwettbewerbs vergeben wurde. "Das macht man sonst nur bei städtebaulich relevanten Gebäuden oder wenn es um eine Landesvertretung oder ähnliches geht", weiß Krähmer.

Das Berliner Büro Léon, Wohlhage, Wernik erhielt den Zuschlag und nahm mit Siegfried Wernik und Projektleiter Peter Czekay am Fest teil. Für sie war es der erste Bau einer JVA. "Sehr interessant", urteilt Wernik. "Ein Haus mit allen Funktionen, die sonst über eine ganze Stadt verteilt sind." Wohnen, Verwaltung, Arbeiten, alles unter einem Dach.

Der Neubau Größe: 15000 Quadratmeter, mit 191 statt bisher 149 Hafträumen. Kosten: 49 Millionen Euro, getragen vom Land NRW. Ausstattung: Einzelzellen; außerdem eine Turnhalle mit Außensportanlage.

Männer & Frauen Mauer und Außenpforte werden von beiden Anstalten genutzt. Die Küche wird in den Frauenknast verlagert. Der Männerknast wird um das ehemalige Frauenhaus erweitert.