„Suche einen Job“ – für andere

Ehrenamt: Hans-Klaus Wapler engagiert sich ehrenamtlich im Jobpatenmodell. Unterstützt wird er vom Freiwilligenzentrum Willich.

Willich. Hans-Klaus Wapler trägt zum Vorstellungstermin eine gestreifte Krawatte zum weißen Hemd, darüber ein Sakko, das - weder zu hell, noch zu dunkel - zum bedeckten Wetter des Septembermorgens passt. Er ist pünktlich. Er ist vorbereitet. Ginge es darum, auf Stellensuche bei einem Personalchef einen guten Eindruck zu machen, Hans-Klaus Wapler hätte bereits gepunktet.

Aber Wapler muss nicht mehr auf eine Jobzusage hoffen. Jedenfalls nicht er persönlich. Seit sechs Jahren ist der studierte Hochofeningenieur mit Verbands- und Lehrauftrags-Erfahrung pensioniert. Nun bangt der 70-jährige gebürtige Leipziger ehrenamtlich um andere: Als erster Jobpate in Willich, der sich für Arbeitsuchende engagiert. Erfolg, das hat er schon erfahren, ist dabei - selbst bei bestem Willen - nicht immer garantiert.

"Wissen Sie", erzählt er, "mir ist es immer gut gegangen. Ich bin nie arbeitslos gewesen. Wenn Sie dann den Gegensatz zu denen erleben, die arbeitslos werden. Das ist ein Elend, wenn einer plötzlich in dieses Loch fällt." Nun, im "Ruhestand", engagiert er sich ehrenamtlich. 1977 hat er sich mit seiner Familie in Schiefbahn niedergelassen, ist dort u.a. in der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde aktiv.

Auf einem Klassentreffen 2004 hörte Hans-Klaus Wapler von einem ehemaligen Schulkameraden aus Krefeld zum ersten Mal vom Job-Patenmodell. Idee und Initiative, 1999 beim Diakonischen Werk in Berlin angestoßen, gefielen ihm sofort. Besser als der Slogan "Arbeit durch Management". Der Mann drückt es lieber bodenständiger aus: "Man muss sich nur fragen: Welche Drähte hast du wohin? Zu Verwandten, Bekannten, Freunden. Die kennen wiederum andere. Auf berufliches Ebene nennt man das Netzwerk. Das wollen wir nutzen."

Die erste Begegnung mit den Arbeitssuchenden passiert in der Regel online: Bewerber melden sich auf der Homepage des mittlerweile bundesweit tätigen Patenmodells an. Nur die Paten, die vor ihrem Einstieg Verschwiegenheit zusichern müssen, können vertrauliche Daten abrufen und Bewerber auswählen, von denen sie glauben, ihnen helfen zu können. "Unerlässlich ist es, den oder die Bewerberin kennen zu lernen, ausführliche Gespräche zu führen", sagt Wapler. Das Maß an Verantwortlichkeit für den Schützling liegt in seinem eigenen Ermessen.

Als Jobpate fragt Wapler im eigenen Umfeld: "Kennst Du jemanden, der jemanden braucht?" Als Jobpate durchforstet er Zeitungen und Internet nach Stellen. Als Jobpate schärft er die Sinne des Arbeitssuchenden, macht ihn auf Alternativen, auf Weiterbildung aufmerksam, ermuntert ihn zu Initiativbewerbungen.

In den zwei Jahren, in den Wapler bereits aktiv war, wurden "dreieinhalb" seiner Bewerber vermittelt. Wenn auch nicht alle durch ihn. Dass er einer Restaurantfachfrau zu einer Stelle verholfen hat, freut ihn. Sein Engagement für eine Korrektorin, 42 Jahre, alleinerziehend, war ohne Erfolg, jedenfalls was die Stellensuche im angestammten Beruf angeht. "Sie hat nun Arbeit, aber das ist noch unbefriedigend."

Die Anfänge 1999 ist die Initiative "Patenmodell" vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg/Schlesische Oberlausitz ausgegangen. Mittlerweile arbeitet sie bundesweit. Es gibt in der Region seit 2004 unter anderem den Standort Krefeld.

Die Ziele Mit der Übernahme so genannter Job-Patenschaften soll die Arbeitslosigkeit bekämpft werden. Das Patenmodell bemüht sich, Arbeitssuchenden einen ehrenamtlichen Paten zur Seite zu stellen.

Jobpaten sind Männer und Frauen mit Berufserfahrung, spezifischen Kenntnissen und Kontakten in die Wirtschaft und die Arbeitswelt. Sie sollen ihre Drähte und Netzwerke nutzen, um Arbeitslosen zu einer geeigneten Stelle zu verhelfen. Zurzeit kümmern sich im Bereich von Nordrhein-Westfalen 68 Paten um 113 Bewerber.