Klimamanager für Tönisvorst Enrico Emrich: Pionier in Sachen kommunaler Klimaschutz

Tönisvorst · Der neue Klimaschutzmanager für Tönisvorst, Enrico Emrich, hat seine Arbeit aufgenommen. Der gebürtige Pfälzer ist in seinem Beruf sehr erfahren, war einer der ersten Klimaschutzmanager Deutschlands und will viel bewegen.

In der Natur fühlt sich Enrico Emrich wohl. Als Klimaschutzmanager von Tönisvorst will er dazu beitragen, dass sie erhalten bleibt. Der Blick geht dabei längst nicht nur, wie hier, in die Ferne.

Foto: Norbert Prümen

Auf den ersten Blick wirkt Enrico Emrich zurückhaltend, fast schon schüchtern. Er will sich nicht in den Vordergrund drängen und sagt, seine Arbeit solle für ihn sprechen. Sobald es aber inhaltlich um sein Themengebiet, den kommunalen Klimaschutz, geht, blüht der gebürtige Pfälzer aus Kaiserslautern auf. Seine Statements sind fundiert, sicher und mit Überzeugung und einer Emotionalität vorgetragen, die man bei dem zurückhaltenden 46-Jährigen auf den ersten Blick nicht erwarten würde.

„Ich habe Industriemechaniker gelernt und in den 90ern wurden Kühlschmiermittel, aber auch Metallspäne, einfach in den Abfluss geleitet. Das hat mich schon mit 19 oder 20 Jahren gestört und ich dachte mir: Das geht besser“, erzählt er. So habe er eine Zusatzausbildung zum Techniker im Maschinenbau gemacht und dann technischen Umweltschutz in Bingen studiert. „Damals habe ich auch eines der ersten Systeme konzipiert, das mit Zentrifugen und Filtern das Kühlschmiermittel wiederaufbereitet“, erzählt er mit spürbarem Stolz. „Doch als ich dann fertig war, gab es die Position, die ich machen wollte, eigentlich nicht mehr. Die Industrie hatte die großen Sparpotenziale erkannt, Normen kamen hinzu und so war der technische Umweltschutz hier weitgehend umgesetzt“, erzählt er.

Zeitgleich seien die ersten Stellen für kommunale Klimaschutzmanager ausgeschrieben worden. „Darauf habe ich mich beworben und es in einer kleinen Kommune in der Nähe von Berlin bekommen. Nach Auslauf der Förderung bin ich dann zu weiteren Kommunen gekommen. Tönisvorst ist jetzt mein vierter Arbeitsplatz“, erzählt er.

In Tönisvorst soll Verkehrswende in den Fokus gerückt werden

Und so soll er jetzt hier den Klimaschutz vorantreiben. „Wir wollen keine Konzepte erstellen, die dann in Schubladen verstauben, sondern ‚ins doing kommen’“, beschreibt Jörg Friedenberg, sein Vorgesetzter als Leiter des zuständigen Fachbereichs, die Erwartung an den neuesten Mitarbeiter. Emrich sprüht vor Ideen. Er sprich über unterschiedlichste Themen von Photovoltaik und Windkraft über Verkehr und Organisation bis zur Energieberatung. In Tönisvorst aber soll eins im Mittelpunkt stehen: Die Verkehrswende.

„Das ist von Anfang an so vereinbart worden, hier zunächst aktiv zu werden. Es geht vor allem darum, Effizienzsteigerung zu erreichen und vor allem den Radverkehr zu stärken. Wir wollen, dass Leute gern mit dem Rad fahren und sich sicher fühlen“, beschreibt Emrich seine Aufgabe. Dafür fahre er derzeit in seiner Freizeit viel mit dem Rad, um die neue Heimat kennenzulernen.

Die Aufgaben seien vielfältig. „Nehmen wir die Schlufftrasse: Eigentlich ist es ein sehr schöner Radweg, aber es gibt viele Themen: Den Lückenschluss an der Düsseldorfer Straße zum Beispiel, den Belag auf weiten Teilen der Strecke, Drängelgitter und in der Folge mögliche Vorfahrtsregelungen für Fahrräder an kreuzenden Straßen und so weiter“, beschreibt Friedenberg und Emrich ergänzt: „Auch überdachte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gehören dazu. Oder mehr Bänke, Beschattung und Mülleimer an der Strecke.“

Politisch will er sich aber zurückhalten. „Ich war nie ein Aktivist, sondern habe schon in meiner Jugend andere Wege gesucht. Politisch will ich keine Positionen einnehmen und möglichst offen für alle Gesprächspartner bleiben“, beschreibt er seinen Ansatz. Emrich ist, das ist zu merken, Pragmatiker. „Viele Entscheidungen stellen mich nicht zufrieden. Von der kommunalen bis zur EU-Ebene. Aber am Ende ist ein bisschen immer noch besser als nichts. Klimaschutz wächst, genauso wie es der Umweltschutz getan hat. Wir müssen ihm leider die Zeit geben“, betont er. Ob diese Zeit reiche, das könne er nicht beeinflussen.

„Natürlich mache ich mir meine Gedanken und versuche, in meinem Bereich das beste zu machen. Aber was darüber hinaus geht, das nehme ich hin. Ich bin keiner für Radikalität, aber auch nicht lapidar, ich versuche, Menschen mitzunehmen und zu überzeugen“, sagt er. So will er Tönisvorst möglichst nachhaltig machen. Gern diesmal auch über den Zeitraum der Förderung hinaus. Enrico Emrich will in der Apfelstadt wirklich etwas bewegen.