Rottheide in Vorst Illegaler Müll sorgt für Frust

Vorst · Die ländliche Fläche rund um die Windkrafträder in Vorst ist als illegaler Müllabladeplatz bekannt. Doch es hapere mit der Entsorgung durch die Stadt Tönisvorst, sagen unter anderem Jagdpächter.

Ein Anblick wie dieser ist in der Rottheide bei Vorst leider keine Seltenheit.

Foto: Nicole Janßen

Rostige Blechdosen mit Farbe, blaue Müllsäcke und jede Menge Alben mit Kunststoffunterteilungen, wie sie Sammler von Münzen beispielsweise benutzen – als Nicole Janßen und ihr Mann Christian das Gebiet abfuhren, das zu ihrem Vorster Jagdrevier gehört, wollten sie ihren Augen nicht trauen. Auf dem Zufahrtsweg zu einem der Windräder in der Rott­heide in Vorst hatte jemand seinen Müll entsorgt. „Das ist leider kein Einzelfall“, sagt die Vorsitzende des Hegerings Alt-Willich, die regelmäßig in der Natur unterwegs ist.

Ein Einzelfall sei es aber auch nicht, dass es mit der Entsorgung solchen Mülls durch die Stadt Tönisvorst nicht funktioniere.
„Wir hatten schon mehrmals wilde Müllkippen in diesem Bereich, die uns bei Gängen durch das Revier aufgefallen sind. Wir haben sie über den Mängelmelder der Stadt Tönisvorst gemeldet, aber nichts geschah“, berichtet Nicole Janßen.

Im Oktober vergangenen Jahres gemeldeter Müll lag noch im November dort. Die Janßens schritten dann selbst zur Tat, koppelten den Anhänger ans Auto und entsorgten den Müll in Form von Bauschutt, Schränken, Leisten und Teppichen in Eigenregie. „Das kann es aber nicht sein, dass wir auf unsere Kosten anderer Leute Müll einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuführen“, sagt Nicole Janßen.

Ein weiteres Problem kommt hinzu: Wo Müll länger liegt, kippen weitere Menschen gerne ihren Abfall dazu, getreu dem Motto „Da liegt ja schon was“. Im aktuellen Fall der wilden Müllentsorgung, die dazu noch ein Gefährdungspotenzial darstellte, sprachen die Janßens aufgrund ihrer schlechten Erfahrung mit dem Mängelmelder direkt Peter Joppen an, der jahrelang in der Tönisvorster Kommunalpolitik aktiv war.

Joppen schaute sich den Fall vor Ort an und meldete die Stelle dem städtischen Bauhof direkt. „Dort wurde mir mitgeteilt, dass der Bauhof Aufträge nur vom Ordnungsamt entgegennehmen dürfe“, berichtet Joppen von dem Gespräch. Er alarmierte daraufhin das Ordnungsamt. „Hier lautete die Antwort, der Müll befinde sich auf Privatgelände, und daher müsse sich der Eigentümer in Eigenregie darum kümmern“, sagt der Vorster. Als er auf die Dringlichkeit angecichts der Farbbüchsen und möglicher Umweltschäden hinwies, habe man ihm mitgeteilt, dass in diesem Fall die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen eingeschaltet werden müsse. Joppen konnte über die Antworten nur den Kopf schütteln. Auf Nachfrage bei der Stadt Tönisvorst, wie die Abwicklung aussehe, wenn Müll wild im Wald, auf Feldern, Wiesen oder landwirtschaftlichen Zuwegungen entsorgt wird, die sich in Privatbesitz befinden, gab es folgende Antwort: „Zum Thema Privatgelände: Es ist tatsächlich so, dass eine Kommune nicht einfach auf Privatgelände gehen und etwas entfernen darf. Ganz egal, ob das Gelände eingezäunt ist oder nicht. Aus gutem Grund: Hier ist der Bürger vor Eingriffen des Staates geschützt. Darum war in diesem Fall auch das Einschreiten des Ordnungsamtes erforderlich, damit der Bauhof tätig werden durfte. Und das eben auch nur auf der Basis, dass eine Gefahrenlage nicht ausgeschlossen werden konnte.“, teilt die Pressestelle der Stadt Tönisvorst mit.

Der Bürgermeister äußerte
sich nicht zur Problematik

Der Tönisvorster Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD) selbst äußerte sich trotz mehrfacher Nachfragen zu dieser Problematik und zum Umgang seiner Mitarbeiter mit dem Mängelmelder, wenn Bürger diesen nutzen, nicht. Letztendlich wurden die Farbdosen und der weitere Müll vom Bauhof abgeholt, weil „eine Gefahrenlage nicht ausgeschlossen werden konnte. In diesen Fällen wird der Bauhof vom Ordnungsamt beauftragt, den Abfall einzusammeln“, so die Aussage der Stadt. Für die Janßens und auch Joppen ist die gesamte Vorgehensweise unverständlich. Letztendlich sind sie nun froh, dass die Farbdosen samt dem weiteren Müll entfernt wurden. Lediglich ein weißer Farbklecks auf dem Boden erinnert noch daran, dass dort einmal illegal entsorgter Müll lag. Wobei der gesamte Müll vom Verursacher kostenfrei über die Müllangebote der Stadt Tönisvorst hätte entsorgt werden können. Die Farbdosen hätte man kostenfrei beim Umweltmobil abgeben können.