Kritik an Einladung nach Berlin

Viele Besucher vom Niederrhein hat Uwe Schummer Jahr für Jahr in der Bundeshauptstadt. Das wird in Kempen mit Argwohn beobachtet.

Foto: Büro Schummer

Kreis Viersen/Berlin. Die Zahl ist beeindruckend: Mehr als 2000 Menschen vom Niederrhein besuchen den Kreis Viersener Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer Jahr für Jahr in Berlin. Ob Schulklassen, Schützengruppen, Kegelclubs oder einfach nur politisch interessierte Bürger — sie alle nutzen gerne das Angebot des CDU-Politikers aus Willich, einen Blick hinter die Kulissen des großen Politikbetriebes werfen zu dürfen. Eine Einladung Schummers nach Berlin für das Siegerteam eines Beachvolleyballturniers in Kempen löste jetzt allerdings eine kritische Nachfrage eines Kempener Ratsherren in der WZ-Redaktion aus.

Foto: Hegmanns

Der Lokalpolitiker (er gehört nicht der CDU an) hatte gelesen, dass Uwe Schummer die Reise für das siegreiche Team sponsert. Veranstalter des besagten Turniers am Königshüttesee ist neben dem Segel-Surf-Club Kempen die Junge Union. Wenn womöglich nun der CDU-Nachwuchs auf Kosten des Steuerzahlers nach Berlin fahren dürfe, dann habe das ein „Geschmäckle“, meint besagter Ratsherr dazu.

Uwe Schummer kann solche Vorbehalte nicht nachvollziehen. „Nirgendwo sonst lässt sich die parlamentarische Demokratie besser erleben als im Deutsche Bundestag, also dort, wo sie stattfindet“, betont er. Daher ermögliche er gerne Bürgern aus dem Kreis Viersen einen Blick hinter die Kulissen — unabhängig von deren Parteizugehörigkeit. Dem Siegerteam des Beachvolleyball-Turniers zahle er die Reise aus seinem persönlichen Budget, so Schummer weiter. Das verstehe er als Beitrag zur politischen Bildung.

Neben Teilnehmern an solch privat organisierten Reisen empfängt der CDU-Politiker Besuchergruppen, deren Fahrt das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung komplett zahlt. Jedem Abgeordneten stehe hier jährlich ein Kontingent von 100 Teilnehmern aus seinem Wahlkreis zu, sagt Schummer. Die mehrtägige Fahrt werde vom Presseamt auch organisiert.

200 Teilnehmer im Jahr gibt es bei Berlin-Reisen, die der Besuchsdienst des Deutschen Bundestages jedem Abgeordneten ermögliche. „Dafür gibt es einen Fahrtkostenzuschuss“, so Schummer. Den Rest zahlten die Teilnehmer selbst.

Darüber hinaus arbeitet das Bundestagsbüro von Uwe Schummer nach „vielen Anfragen“ mit einem Viersener Reiseunternehmen zusammen, das Berlin-Fahrten organisiert. Den Reisepreis zahlen die Teilnehmer selbst, allerdings gebe es Sonderkonditionen in Hotels, so der Willicher.

Egal, aus welcher Reisegruppe die Teilnehmer kommen: In Berlin empfange er sie im Abgeordnetenhaus, erzähle aus seiner praktischen Arbeit und führe sie meist selbst durch den historischen Reichstag. „Das ist weit mehr als nur ein Blick von der Besuchertribüne, sondern eher eine große Bürgersprechstunde.“

Und wie machen es andere Abgeordnete? Auch Udo Schiefner (SPD) lädt politisch interessierte Bürger nach Berlin ein. Neben Teilnehmern der Fahrten des Presse- und Informationsamtes und des Bundestags-Besuchdienstes auch solche, die privat in die Hauptstadt reisen. Und wie Uwe Schummer zahle auch er einige Fahrten „aus meiner persönlichen Schatulle“, so der Kempener.

Ganz anders als Kollege Schummer lehnt Udo Schiefner es jedoch kategorisch ab, selbst Berlin-Aufenthalte anzubieten und dafür mit einem Reiseunternehmen zusammenzuarbeiten. „Ein Bundestags-Büro ist doch kein Reiseveranstalter“, sagt Schiefner. Ihm sei auch die Zahl der Besucher nicht wichtig, die er im Jahr durch den Reichstag führe: „Auf jeden Fall kommen sehr viele.“